505 Tage überlebt

„Lieber sterbe ich“: Jetzt spricht Austro-Geisel Tal Shoham

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505 Tage war der israelisch-österreichische Staatsbürger Tal Shoham als Geisel in den Händen der Hamas. Erstmals erzählt er von seinen traumatisierenden Erlebnissen.

Tal Shoham, ein 41-jähriger israelisch-österreichischer Staatsbürger lebt seit Kurzem wieder auf freiem Fuß, bei seiner Familie. Nun blickt er zurück und schildert, wie er 505 Tage in Gefangenschaft überlebte und welch psychische Willenskraft dafür notwendig war. Die "Kleine Zeitung" berichtet.

Minuten vor der Geiselhaft

Dreieinhalb Stunden schilderte Tal Shoham am Donnerstag in der Residenz des österreichischen Botschafters in Tel Aviv einer kleinen Journalistenrunde sein monatelanges Martyrium.

„Mein Sohn Naveh hat mich gefragt, ob wir sterben würden“, schildert Tal die letzten Augenblicke, kurz bevor die Hamas-Terroristen die vierköpfige Familie aus dem Schutzraum herausholten. Danach wurde die Familie getrennt und entführt. 

„Ich habe gesagt: Ich hoffe nicht. Ich konnte ihm dabei nicht in die Augen schauen.“ Von seiner Frau Adi, dem bei der Entführung achtjährigen Naveh sowie seiner dreijährigen Tochter Yahel getrennt, wurde er dann nach Gaza verschleppt. Wochenlang wusste er nicht, ob seine Familie noch am Leben ist. „Das war das Schlimmste.“ Um nicht an der Frage zugrunde zu gehen, ging er davon aus, dass sie nicht mehr am Leben sind. „Ich habe mir ausgemalt, wie ich vor den Särgen stehe und Grabreden halte“, erinnert sich Tal an seine Überlebensstrategie", schreibt die "Kleine Zeitung". 

Mehrere Verstecke - ständiger Ortswechsel

In seiner Geiselhaft musste er mehrmals den Ort von Versteck zu Versteck wechseln - und unerkannt bleiben, damit er nicht als Israeli erkannt wird, erzählt der 41-Jährige. Einmal musste er deshalb sogar Frauenkleider anziehen.

Die Verstecke waren meistens in langen und engen Tunneln. Als Toilette benutzten sie in Geiselgruppen ein Erdloch, es gab auch Überwachungskameras. Der Hunger sei das Schlimmste gewesen, nur eine Pita pro Tag und pro Geisel hatte es gegeben. 

"Ihr könnt mich erschießen"

Als er fürchtete, wie beim IS erschossen zu werden, habe er den bewaffneten Männern gesagt: „Ich gehe nicht auf die Knie. Ihr könnt mich erschießen, aber ich entscheide auf welche Weise.“ 

In seiner Gefangenschaft erfuhr Tal, dass seine Familie noch leben würde. Daraufhin habe er seine Tränen unterdrückt und erst geweint, als ihn keiner sehen konnte, um keine Schwäche zu zeigen. Nach 505 Tagen war dann klar: Er wird seine Familie wieder sehen.

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