Wanderer, Hobbyjäger und Fänger halten nach dem entlaufenen Känguru Ausschau. Seinem Besitzer ist das gar nicht Recht.
"Ich hoffe, das Tier kommt von selbst zurück. Die Jägerschaft brauche ich nicht“, stöhnt Jürgen Pichler. Dem Obersteirer geht der Rummel um sein entlaufenes Bennett-Känguru hörbar auf die Nerven. Deutsche Privatsender haben vor dem Gehege des ehemaligen Zoohandelsangestellten Stellung bezogen, Tierschützer haben den 24-Jährigen ins Visier genommen. Kurz: " Wir sind die Blöden.“
Pichler befürchtet, dass selbsternannte Beuteltier-Fänger durch den Feistritzgraben trampeln: "Ich will nicht, dass Hunderte nach dem Känguru suchen. Umso mehr Leute herumkrebsen, desto schlechter. Das Tier ist sehr scheu.“
Nur durch Zufall, so Pichler weiter, könne das Känguru eingefangen werden. Er selbst suche regelmäßig nach dem 70 Zentimeter großen Tier, habe bisher aber keinen Erfolg gehabt.
Vorwürfe
Stress hat der Obersteirer, der noch ein zweites Känguru besitzt, ebenso mit anonymer Kritik. "Mir wurde vorgeworfen, ich hätte das Känguru laufen gelassen, um Futterkosten zu sparen. Ein völliger Blödsinn. Das Futter kostet umgerechnet nicht einmal fünf Cent am Tag“, setzt sich Pichler zur Wehr. Er verlangt von seinem bisher unbekannten Kritiker eine Entschuldigung. Schließlich sei der Gehege-Zaun mutwillig aufgeschnitten worden. Nur so hätte das Tier entkommen können.
Seitens der Behörden gibt es keine Kritik am Tierliebhaber, der auf seinem Anwesen neben Kängurus noch Ponys, Schlangen und einen Papagei hält. Die Auflagen würde Pichler einhalten, bestätigen Amtstierarzt und Tierschutz.
"Oranger“ Jäger
Gegenteiliges ist auch dem Knittelfelder Tierarzt Wolfgang Spadiut nicht bekannt. Er harrt seit Montag auf konkrete Hinweise zum Aufenthalt des Kängurus, um es dann mit Betäubungsmunition abschießen zu können (Interview siehe Anhang). Daumen drücken ihm dabei nicht nur die Jäger, sondern auch die steirischen "Orangen“: Spadiut ist nämlich der BZÖ-Wahlkreisverantwortliche für die steirischen Bezirke Judenburg, Knittelfeld und Murau.
In einem dieser Bezirke wird das Bennett-Känguru vermutet. Versuche, es händisch einzufangen, sind sinnlos: Es ist bis zu 70 Stundenkilometer schnell.