Mit 76 Jahren
Jazz-Legende Oscar Klein gestorben
13.12.2006
Die österreichische Jazz-Legende Oscar Klein ist Dienstag Nachmittag im Alter von 76 Jahren in Deutschland gestorben.
Er war so etwas wie eine Symbolfigur des "alten" Jazz in Österreich - der Musiker Oscar Klein stand für Dixieland, Swing und Blues. Der gebürtige Grazer, der auf eine internationale Karriere und knapp 200 eigene Tonträger verweisen kann, stand über 55 Jahre lang auf der Bühne. Am 12. Dezember, nicht einmal einen Monat vor seinem 77. Geburtstag und einem geplanten Konzert in Innsbruck, starb Klein völlig überraschend.
Als Kind von den Nazis vertrieben
Am 5. Jänner 1930 in Graz in
eine jüdische Familie geboren und als Kind von den Nationalsozialisten aus
der Heimat vertrieben, hätte Klein eigentlich wenig Grund für
freundschaftliche Österreich-Gefühle gehabt. Aber der Kosmopolit, der sieben
Sprachen sprach, war nicht nur eine musikalische Symbolfigur, sondern auch
eine der Toleranz. Für ihn war Jazz und Blues "völkerverbindende
Musik".
Einige Zeit im Konzentrationslager
Die Emigration in die
Schweiz, wo Klein auch lange Zeit lebte, führte die Familie über Italien, wo
Klein einige Zeit im Konzentrationslager verbrachte. Trotzdem verband ihn
eine Freundschaft mit dem Jazz-Pianisten und Komponisten Romano Mussolini,
dem Sohn des "Duce". Ihren musikalischen Niederschlag fand diese
Verbindung in der 1994 erschienenen CD "Oscar Klein's Jazz Show".
Konnte keine Noten lesen
Der gelernte Grafiker Klein war
musikalischer Autodidakt und konnte keine Noten lesen. Bekannt wurde er vor
allem als ausdrucksstarker Trompeter im Chicago-Stil, er spielte aber auch
Gitarre, Klarinette und Mundharmonika.
Die Karriere begann in Wien
Klein begann seine Laufbahn in der
Band des beleibten Klarinettisten "Fatty George", um den sich in
den fünfziger Jahren die Wiener Jazz-Szene scharte. Später wechselte er zu
den "Baseler Tremble Kids", leitete eigene Ensembles wie die "European
Dixieland All Stars" und ging mit der "Dutch Swing College Band"
auf Tournee. Er musizierte mit Jazz-Größen wie Bill Coleman, Joe Turner,
Lionel Hampton oder Cootie Williams, mit dem er oft verglichen wurde.
Markenzeichen Kapitänsmütze
Daneben tourte der Musiker
jahrelang mit seinem Markenzeichen, der Kapitänsmütze, durch Schulen, um mit
einer anschaulichen Geschichte des Jazz den Nachwuchs heranzubilden. Denn
wenn Klein schon der Entwicklung des Jazz in eine dissonante und amelodiöse
Richtung ohne Rhythmik nichts abgewinnen konnte, so hörte sich seine
Toleranz beim "akustischen Dreck" wie Hip-Hop, dem die heutige
Jugend ausgesetzt sei, ganz auf. Auch privat war Klein pädagogisch
erfolgreich. Seine beiden Söhne David und Peter sind ebenfalls Musiker
geworden.
Von der Stadt Wien ausgezeichnet
In den vergangenen Jahren
spielte Klein vorwiegend mit jungen österreichischen Musikern. So entdeckte
er 1998 Heini Altbart und machte ihn seither zu seinem ständigen Begleiter
am Schlagzeug. Vor einem Jahr wurde der Musiker schließlich im Wiener
Rathaus mit der "Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Silber"
ausgezeichnet. Er habe zur Vielfalt und zum Reichtum des Wiener Kulturlebens
maßgeblich beigetragen, hieß es damals. Zuletzt lebte Klein mit seiner Frau
in Plüderhausen im deutschen Bundesland Baden-Württemberg.
Mailath-Pokorny: "Doyen des Jazz"
"Oscar Klein
galt als Doyen der Wiener Jazzszene", würdigte Kulturstadtrat Andreas
Mailath-Pokorny den plötzlich verstorbenen Musiker. "Auch im
internationalen Jazz spielte er eine maßgebliche Rolle. Seine Auftritte mit
den bedeutendsten Jazz-Größen bleiben in Erinnerung. Mit den von ihm
initiierten Schulkonzerten in den 80er Jahren, in denen er gemeinsam mit
Schülerinnen und Schülern musizierte, hat er dem Jazz in Wien den Boden
aufbereitet."