Die Integration ist offenbar nicht ganz so leicht: Laut einer Studie haben 23 Prozent der islamischen Lehrer fanatische Ansicht.
Kein gutes Zeugnis in Sachen Demokratiepolitik stellt laut "Falter" eine Studie muslimischen Lehrern in Österreich aus: 21,9 Prozent gaben demnach in einer Umfrage unter 210 Lehrern an, die Demokratie abzulehnen, weil sie sich nicht mit dem Islam vereinbaren lasse. Insgesamt 77,2 Prozent der Befragten sehen sich aber "als Teil der österreichischen Gesellschaft", für 4,5 Prozent treffe das gar nicht zu.
23 Prozent der Lehrer fanatisch
Mouhanad Khorchide ist der Autor
der Dissertation "Der Islamische Religionsunterricht zwischen
Integration und Parallelgesellschaft" am Islamischen
Religionspädagogischen Institut der Uni Wien und laut "Falter"
selbst Imam und Religionslehrer. Durch die Umfrage im Jahr 2007 kam er zu
dem Schluss, dass 22,6 Prozent der Lehrer "fanatische Haltungen"
einnähmen, wobei die Ablehnung rechtsstaatlicher Prinzipien mit höherem
Alter der Befragten steige.
"Muslime sind besser"
Weitere Details: 8,5 Prozent
bezeichnen es als "verständlich, wenn Gewalt zur Verbreitung des Islam
angewendet wird". 28,4 Prozent sehen einen Widerspruch darin, Muslim
und Europäer zu sein; 44 Prozent finden, sie müssten ihre "Schüler
befähigen, zu erkennen, dass sie, weil sie Muslime sind, besser als ihre
Mitschüler sind".
"Integration nicht möglich"
29 Prozent glauben,
eine Integration der Muslime in Österreich sei "nicht möglich,
ohne die islamische Identität zu verlieren". Umgekehrt sind indes
85,7 Prozent gar nicht oder eher nicht der Ansicht, Muslime sollten unter
sich bleiben, um diesen Identitätsverlust zu vermeiden. Und: 55 Prozent der
Befragten empfinden die Österreicher als ausländerfeindlich.
Lehrer keine "großen Denker"
Anas Schakfeh,
Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, bezeichnet die
Ergebnisse der Studie im "Falter" als "nicht in Ordnung".
Allerdings: Solange es sich um Privatmeinungen handle, habe "ich nichts
damit zu tun". Bei Äußerungen im Unterricht, die gegen das Gesetz und
die Linie der Glaubensgemeinschaft verstoßen, könne er aber Entlassungen
aussprechen. Dass die Gesinnung der Kinder grundlegend von
antidemokratischen Haltungen beeinflusst werden könnte, glaubt er eher
nicht: "Das setzt voraus, dass diese Personen große Denker sind, damit
sie die Kinder subtil manipulieren können. Ich glaube nicht, dass wir solche
Lehrer haben."
50.000 Schüler auf 400 Lehrer
Von den 394 derzeit tätigen
Lehrern der Glaubensgemeinschaft gebe es "ein gewisses Segment, das
keine adäquate Qualifikation hatte", räumt Schakfeh ein. Aber "wir
führen ständig Verbesserungen durch. Anscheinend müssen wir mehr
Aufklärungsarbeit leisten". Laut "Falter" melden sich
mehr als die Hälfte der Schüler vom islamischen Religionsunterricht ab, rund
50.000 werden derzeit unterrichtet.
FPÖ für Suspendierungen
Die FPÖ war schnell bei der
Hand mit einer Reaktion auf die nun publik gewordenen Ergebnisse der Studie:
Generalsekretär Harald Vilimsky forderte prompt die Suspendierung von
Lehrern mit "derartigen antidemokratischen Einstellungen".
BZÖ will Ausweisungen
Für das BZÖ forderte Gerald Grosz die
Ausweisung von Lehrern, deren Unterricht "die Demokratie, unsere
Rechtsordnung und die Menschenrechte ablehnt". Staatliche Bezahlung
dürfe es nur geben, wenn "unsere Grundwerteordnung nicht nur
respektiert, sondern im islamischen Religionsunterricht auch gelehrt wird".
Grüne für Ausbildung in Ö
Für die Grünen
schließlich sind die Studienergebnisse "besorgniserregend",
so Migrationssprecherin Alev Korun. Es sei notwendig, dass Islam-Lehrer
hauptsächlich in Österreich ausgebildet würden.
Umfassender Bericht gefordert
Das Bildungsministerium fordert
aufgrund der am Dienstag publik gewordene Demokratie-Defizite bei
Islam-Lehrern von der islamischen Glaubensgemeinschaft einen "umfassenden
Tätigkeitsbericht" über die Arbeit der acht Fach-Inspektoren für den
islamischen Religionsunterricht. Vorliegen soll dieser bis 12. Februar, hieß
es in einer Aussendung des Ministeriums. Außerdem kündigte Ressortchefin
Claudia Schmied (S) an, ein Gespräch mit dem Vorsitzenden der islamischen
Glaubensgemeinschaft, Anas Shakfeh, suchen zu wollen.