Kampusch-Vater Ludwig Koch will mit "Missing" die Wahrheit ans Licht bringen.
Zwei Wochen nach Start des Kampusch-Films 3096 Tage erscheint das Aufreger-Buch Missing, in dem Nataschas Vater
, Ludwig Koch, zum mysteriösen Kriminalfall Stellung nimmt und abermals meint: „Die Wahrheit wurde längst noch nicht aufgedeckt.“ Ebenso wie der englische Autor Allan Hall (er schrieb das Fritzl-Buch) ist sich Koch sicher, „dass noch ein zweiter Täter frei herumläuft“ – und, dass seine Tochter etwas verschweigt. Die Fakten im Buch würden für sich sprechen. ÖSTERREICH hat das ab heute (vorerst nur auf Englisch) auf Amazon erhältliche Buch vorabgelesen und traf Ludwig Koch zum Interview.
ÖSTERREICH: Herr Koch, warum war es Ihnen ein Anliegen, in Allan Halls Buch Stellung zu nehmen?
Ludwig KOCH: In diesem Fall ist noch so vieles ungeklärt und ich will, dass endlich die Wahrheit ans Licht kommt. 2009 wurden mir Dokumente zugespielt, die das ganz klar zeigen. Ich dachte immer, dass die Ermittlungsbehörden das eines Tages aufdecken würden, aber da das wohl verhindert wird, ist dies mein letzter Versuch.
ÖSTERREICH: In dem Buch wird abermals die Einzeltätertheorie bezweifelt. Ihre Tochter selbst sagt jedoch, Priklopil war allein …
KOCH: Wer das Buch liest, wird sehen, dass alles dagegen spricht. Möglicherweise muss Natascha vor jemandem Angst haben. Das ist meine Sorge.
ÖSTERREICH: Ihre Tochter ist erschüttert über das Buch. Wie geht es Ihnen damit?
KOCH: Natürlich nicht gut, denn, alles, was ich je getan habe, tat ich für sie. Ich habe auch nie gesagt, dass Natascha kein Opfer war oder, dass sie lügt. Ich denke nur, dass sie den falschen Menschen vertraut.
Missing: Das Aufreger-Buch im Vorabdruck
Die besten Passagen:
Nataschas Geschichte entspricht nicht den Tatsachen … Dieses Buch erzählt eine andere Version der Geschichte über Natascha Kampusch – sie beginnt im Jahr 2009, als Nataschas Vater einen Anruf erhielt. (…) Der Anrufer sagte, dass er eine Vielzahl an Dokumenten hätte, … Diese Dokumente zeigten, dass die offizielle Version der Ereignisse einfach nicht wasserdicht ist und dass Nataschas Geschichte in eine Form gebracht wurde, die nicht den Tatsachen entspricht, und als solche vermarktet wurde. Zudem liefern sie erschütternde Hinweise darauf, dass der Entführer Wolfgang Priklopil nicht allein gehandelt hat.
Besorgniserregendes Verhalten Alles deutet darauf hin, dass ein zweiter Mann bei der Entführung half und später dem Täter, wie Natascha ihn nannte, ermöglichte, die wahre Geschichte zu vertuschen. So die Fakten wahr sind, wurde dieser offensichtlich von oder zumindest mithilfe Nataschas und ihres Teams gut entlohnt. Nach der Flucht verhielt sich Natascha seltsam … sie beharrte darauf, sich von Priklopils Körper zu verabschieden – der Sarg war geschlossen, also fotografierte sie diesen mit ihrem Handy. Ein Foto von dem „Täter“, das sie stets in ihrer Handtasche trägt. Ein Verhalten, das Ludwig als zutiefst besorgniserregend empfand.
Natascha ist und bleibt für immer Opfer Trotz aller Fragen und mysteriöser Fakten, egal, wodurch diese heute junge Frau auch immer angetrieben wird, egal, was sie tut oder sagt – dieses Kind war ein Opfer eines schrecklichen Verbrechens. (…) Ludwig Koch, ihr Vater, sagt, dass all die Anstrengung, gewisse Dinge zu verbergen, für Natascha alles nur schlechter gemacht habe. (…) Ludwig sagt: „Natascha hätte nach ihrer Flucht zu ihrer Familie zurückkehren müssen. Das wäre richtig gewesen. Stattdessen hat man sie uns weggenommen. (…) Ihr wurde nur Blödsinn eingeredet – es gibt nur wenige Worte, die meine Missachtung für diese Berater beschreiben können.
Mittäter-Theorie Ludwig fordert außerdem Antworten über H., und er ist nicht alleine. H. war derjenige, der Priklopil – dem Entführer seiner Tochter – half, vor der Polizei zu fliehen. (…) Der verstorbene Polizist Karl Kröll (in dem Buch wird dessen Suizid infrage gestellt, Anm.) erwähnte, dass H. im Haus in Strasshof gesehen wurde, nachdem Kampusch entführt worden war. Er grub im Garten mit einem Bagger (…). Hat er bei der Installation eines Ventilationssystems für einen Raum geholfen, von dem er später nichts gewusst haben will?
Wie lang war Natascha im Keller? In ihrem Polizeiverhör sagte Natascha: „Ich lebte bis zuletzt in dem Keller …“ (…) Warum befindet sich unter den 57.000 Polizeiakten ein Protokoll, das besagt, dass die Polizei mutmaßte, dass der Keller „nicht allzu lange“ in Verwendung war.
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