Birgit Schlerith (39) hat sich mit Covid-19 infiziert. Ihr Protokoll.
Würnitz (NÖ). Seit vergangenem Freitag sind die Fitnesstrainerin, ihr Ehemann Daniel und die 14-jährige Tochter in Heimquarantäne. Aber: Nur sie trägt das Virus in sich, Mann und Tochter haben keinerlei Anzeichen einer Ansteckung: „Trotzdem werden wir wie Aussätzige behandelt“, sagt sie im ÖSTERREICH-Interview.
ÖSTERREICH: Was waren die ersten Symptome?
Birgit Schlerith: Muskelschmerzen. Kein Gedanke an Corona. Es war nicht überraschend für mich, da ich am Vortag 3,5 Stunden hart trainiert hab. Dann fühlte ich mich immer unwohler. Ein bisschen müder, schlapper. Mir ist kalt geworden, leichtes Fieber, Schüttelfrost. Ich hab schließlich Ibuprofen genommen.
ÖSTERREICH: Wie haben Sie dann von der Covid-19-Ansteckung erfahren?
Schlerith: Eine Freundin hat angerufen. Ihr Mann war in Norditalien, hat sich ein Fußballmatch angeschaut. Er kam positiv zurück. Corona. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Die beiden waren bei uns am 22. Februar zum Brunch. Da wurde ich wohl infiziert. Bussi links, Bussi rechts, das war’s. Vielleicht wurde ich auch angehustet.
ÖSTERREICH: Und dann?
Schlerith: Ich hab die Notrufnummer gewählt, die Behörden informiert, wir sind ins Kaiser-Franz-Josef-Spital. Dort wurden wir getestet und perfekt behandelt. Danke. Mein Mann hat keinerlei Symptome, bloß leichte Kopfschmerzen. Meiner Tochter geht es gut, ihre Tests waren alle negativ. Seither sind wir in Heimquarantäne. Zum Glück haben wir abgetrennte Wohnbereiche. Die Tochter ist im ersten Stock. Wir haben schon zuvor peinlichst auf Hygiene geachtet. Ich bin selbstständige Fitnesstrainerin an der Vienna International School. Jetzt sind wir noch genauer. Alles wird desinfiziert, gewaschen. Wir sitzen zwei Meter auseinander auf der Couch, benutzen nie dasselbe Handtuch, dieselbe Toilette. Essen auch nicht nebeneinander.
ÖSTERREICH: Wie erklären Sie sich, dass nur Sie positiv sind?
Schlerith: Ich habe Belastungsasthma, vielleicht liegt es daran.
ÖSTERREICH: Wie fühlen Sie sich jetzt?
Schlerith: Eigentlich geht es mir gut, leichter Husten, Gliederschmerzen. Ich liege im Bett, trinke Tee, schlürfe Suppe, wie bei einer Grippe. Schlimm sind bloß die heftigen Anfeindungen von einigen anonymen Menschen. So hat meine Tochter böse SMS bekommen. „Du hast uns das Corona gebracht“, ist sie beschimpft worden. Oder: „Wir haben Angst vor Euch.“ Das macht uns mehr zu schaffen als das Virus selbst. Wir gehen auch deshalb an die Öffentlichkeit, weil wir mit diesem Schwachsinn aufräumen wollen. Wir haben schnell reagiert, werden wieder völlig gesund.
Karl Wendl