In einem Interview rechnet Entführungsopfer Kampusch hart mit seinen Eltern ab.
In einem Interview mit der Mailänder Tageszeitung Corriere della Sera rechnet Entführungsopfer Natascha Kampusch, wie berichtet, mit seinen Eltern ab: „Beide waren bei meiner Geburt nicht bereit, die Verantwortung für eine Tochter zu übernehmen“, klagt die nunmehr 22-Jährige – und hat offenbar immer noch Grund zu Kritik: „Mein Vater ist so unreif. Er ist in einem Entwicklungsstadium stecken geblieben, das nicht meinem entspricht.“
Und für Papa Ludwig Koch hat sie auch noch einen Nachschlag parat: „Meine Mutter hat in den Jahren meiner Gefangenschaft nie den Gedanken aufgegeben, dass ich noch am Leben war. Mein Vater hatte dagegen schon die Suche nach meiner Leiche eingeleitet.“ ÖSTERREICH fragte beim bloßgestellten Papa nach, wie er mit den Anwürfen zurechtkommt.
„Ich werde ihr nie böse sein. Aber ich versteh’ sie nicht.“
ÖSTERREICH: Es befremdet, wenn ein Kind öffentlich über den eigenen Vater herzieht, wie Ihre Tochter über Sie in diesem Interview. Haben Sie mit ihr schon darüber gesprochen?
Ludwig Koch: Nein, ich kränke mich noch zu sehr. Ich habe Natascha lieb und werde nie böse auf sie sein – aber ich versteh’ sie nicht.
ÖSTERREICH: Offenbar fühlte sie sich als Kind nicht geborgen.
Koch: Im Rahmen meiner Möglichkeiten habe ich sie immer wie eine Prinzessin verwöhnt. Mag sein, dass es noch bessere Väter als mich damals gibt, aber sicher auch viele schlechtere.
ÖSTERREICH: Zum Vorwurf, Sie hätten Natascha während ihrer Gefangenschaft aufgegeben …
Koch: … möchte ich sagen, dass wohl jeder Mensch vom Verstand her das Schlimmste befürchtet, wenn sein Kind eine Ewigkeit verschwunden ist. Aber vom Herzen her habe ich immer gehofft, dass Natascha noch lebt. Und in Dutzenden Interviews damals habe ich das auch gesagt.
ÖSTERREICH: Natascha zweifelt offenbar an Ihrer Reife.
Koch: Dass es mir gesundheitlich nicht gut geht nach den jahrelangen Sorgen, ist allgemein bekannt. Aber ich arbeite an mir. Das sollte auch Natascha respektieren.
ÖSTERREICH: Fühlen Sie sich als Versager-Vater?
Koch: Der Zuspruch auf der Straße gibt mir andere Signale. Dabei habe ich nie ein Buch über meine Verzweiflung geschrieben wie Nataschas Mutter. Aber vielleicht kommt das ja noch. Über den besten Freund des Entführers etwa hätte ich viel zu sagen.