Im Juni 2006 ist die Schülerin Julia Kührer, damals 16, aus Pulkau spurlos verschwunden. Jetzt mehren sich die Hinweise auf ihre Schattenexistenz.
„Gesucht: unser Kind“. Seit 1.500 Tagen hoffen Brigitte und Anton Kührer aus Pulkau, dass Kleinplakate mit einem Bild ihrer Tochter Julia zu einem Resultat führen.
Am 27. Juni 2006 ist die damals 16-jährige Schülerin spurlos aus ihrem Heimatort im Weinviertel verschwunden. Anfang dieses Jahres hat das Bundeskriminalamt eine Soko „Cold Case“ unter Leitung des Spitzenkriminalisten Kurt Linzer eingerichtet, um Österreichs größten Vermisstenfall nach Natascha Kampusch endlich zu lösen.
Hinweise geben Hoffnung
Und nach einem Schlag ins Wasser im Mai –
drei vermeintlich Verdächtige mussten Stunden nach ihrer Verhaftung wieder
auf freien Fuß gesetzt werden – nehmen die Fahnder jetzt zunehmend Fahrt
auf. Denn vertrauliche Hinweise geben Hoffnung, dass Julia Kührer weder
Opfer eines Gewaltverbrechens wurde noch bei einer Drogenparty gestorben
ist. Der Grund: Bereits zwei Zeugen sind sicher, dass die mittlerweile
20-jährige Abgängige lebt. Denn beide haben Julia Kührer zu verschiedener
Zeit – aber immer lange nach ihren Verschwinden – in der Wiener
Suchtgift¬szene gesehen.
Zeugen aufgetaucht
Am 24. Juni gab der 42-jährige Wiener Oli K.,
Drogen-Cops nicht unbekannt, im Bundeskriminalamt zu Protokoll: „Im März und
April 2008 war Julia im Milieu am Karlsplatz und am Handelskai. Ich weiß das
so sicher, weil sie in meinen Mischlingshund vernarrt war und oft auf ihn
aufgepasst hat. Damals wusste ich nicht, dass sie gesucht wird, weil ich in
Zeitungen nur den Sportteil lese. Jetzt aber habe ich sie auf Fotos
wiedererkannt.“
Oli K. hat keinen Vorteil von seiner Aussage. Im Gegenteil: Aufgrund seiner Lebensumstände zieht es ihn nicht unbedingt zur Polizei. Was auch für einen zweiten Zeugen gilt, der Julia Kührer erst vor drei Monaten mehrmals gesehen hat – konkret am Junkie-Treff vor der U-Bahn-Station Praterstern.
Der Mann will nächste Woche aussagen. Der „Cold Case“ wird heiß.