Am Donnerstag wurde ein Mann in Wien in Haft genommen.
Der Fall Julia Kührer hat am Freitag eine dramatische Wendung genommen. Am Donnerstagabend wurden in Dietmannsdorf (Bezirk Hollabrunn) in Niederösterreich in einem Keller Knochenreste sichergestellt, die von der seit fünf Jahren verschwundenen jungen Frau stammen könnten. In Wien wurde am Freitag der Besitzer des Hauses, ein 50-jähriger Mann, festgenommen. Er wurde zu Mittag in St. Pölten einvernommen.
© TZ ÖSTERREICH/Kronsteiner
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© APA/ Pfarrhofer
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DNA-Test
Ob es sich bei den Knochen tatsächlich um die sterblichen Überreste von Kührer handelt, wird in einem DNA-Test geklärt. Das Bundeskriminalamt rechnete mit einem Ergebnis bis zum frühen Abend. In dem Haus sollen auch halb vernichtete Schulbücher sichergestellt worden sein, die Kührer gehört haben könnten.
50-Jähriger bislang nicht "Verdächtiger"
Über den Festgenommenen war vorerst nur wenig bekannt: Er ist laut Staatsanwaltschaft Korneuburg 50 Jahre alt und hat das Haus bis vor einigen Jahren immer wieder benutzt. Im Zuge der Ermittlungen wurde er mehrmals befragt - zuletzt erst vor wenigen Wochen -, als "Verdächtiger" galt er bisher allerdings nicht. Nachbarn berichteten, dass sie den Mann schon länger nicht mehr gesehen hätten. Gesichert ist, dass der 50-Jährige Julia Kührer gekannt hat.
Illegale Party
Die Ermittlungen kamen offenbar tatsächlich rein zufällig wieder ins Rollen. Jugendliche sollen am Donnerstag beim Feiern auf Knochen gestoßen sein, die Polizei durchsuchte daraufhin den Keller und stieß auf die Leichenstücke.
Laut Stand der Ermittlungen hatte die damals 16-jährige Julia Kührer am 27. Juni 2006
um 13.33 Uhr in ihrer Heimatgemeinde Pulkau einen Autobus verlassen und wurde danach am Hauptplatz mit drei Jugendlichen gesehen, die aus einem silbernen Auto gestiegen waren. Danach verlor sich ihre Spur. Über die aktuelle Entwicklung berichten wir hier >>
Dietmannsdorf im Zentrum des Medieninteresses
Dietmannsdorf 3 lautete die Adresse, die am Freitag im Zusammenhang mit dem Verschwinden von Julia Kührer vor fünf Jahren im Mittelpunkt des medialen Interesses gestanden ist. Das Grundstück mit Wohnhaus in der Katastralgemeinde von Zellerndorf (Bezirk Hollabrunn) war polizeilich abgesperrt. Ob es sich beim Besitzer um jenen Mann handelt, der in Wien festgenommen wurde, blieb vorerst nur eine von vielen offenen Fragen.
Unklar war nämlich u.a., ob es sich bei Dietmannsdorf 3 um den am Freitag bekanntgewordenen Fundort der Knochenteile handelte, die von Julia Kührer stammen könnten. Tatsache ist, dass Pulkau, wo die damals 16-Jährige am 27. Juni 2006 auf dem Hauptplatz zuletzt gesehen worden war, kaum fünf Kilometer entfernt ist.
In der kleinen Katastralgemeinde erregte der Medienauflauf samt lokaler Polizeipräsenz jedenfalls großes Aufsehen. Den Besitzer von Dietmannsdorf 3 habe sie "schon lange" nicht mehr gesehen, sagte die unmittelbare Nachbarin zu den wartenden Journalisten. Sie gestand ein, hinsichtlich weiterer Entwicklungen jetzt "neugierig" geworden zu sein.
Der Mann, dem das Objekt in Dietmannsdorf gehört, soll einst eine Videothek in Pulkau betrieben haben, erzählte ein 21-Jähriger. Eigenen Angaben zufolge kannte er Julia Kührer seit Kindergartentagen. Er habe nach ihrem Verschwinden wie viele andere auch nach ihr gesucht. Von der Polizei einvernommen worden sei er ebenfalls.
Die Videothek in Pulkau, wo sich früher viele Jugendliche gemeinsam aufgehalten hätten, sei jedenfalls schon wenige Tage nach dem Verschwinden von Julia Kührer geschlossen worden, so der 21-Jährige. Ein Bekannter erzählte, den früheren Besitzer später einmal zufällig in der Weinviertler Gemeinde getroffen zu haben. Der Mann habe gern "G'schicht'n" erzählt, waren sich beide einig.