Unfall-Tragödie
Justiz-Skandal um Todescrash
09.06.2010
Ein rumänischer VW-Bus-Fahrer verliert Holz. Die Folge: Serienunfälle – und ein toter Wiener.
Ein Horror-Crash mit Todesfolge, ein halbes Dutzend beschädigter Autos und ein handfester Justiz-Skandal. Das ist die Bilanz eines schrecklichen Unfalls, den ein rumänischer Lenker Mittwochfrüh ausgelöst hat.
Der 40-jährige Neculai R. verlor von seinem Anhänger Holzpfeiler. Im nachfolgenden Chaos rast der 56-jährige Wiener Wolfgang S. mit seinem Toyota ungebremst in ein stehendes Auto. S. stirbt an der Unfallstelle, der Unfallverursacher bezahlte lediglich eine Verwaltungsstrafe – und ist auf freiem Fuß.
Das Protokoll des irren Unfalls auf der West.
7.40 Uhr: Bus verliert Holz.
Neculai R. (40) aus Rumänien ist am
Weg nach Deutschland. Auf dem Anhänger seines VW-Busses hat er Holzpfäle
gelagert – aber anscheinend nicht genug gesichert. Kurz vor St. Pölten
verliert er das Holz und bleibt kurz stehen. Dann fährt er weiter.
7.43 Uhr: Erste Autos beschädigt.
Die Holzlatten liegen auf
der A1. Ein paar Autos weichen aus. Dann das Chaos. Autos können nicht mehr
abbremsen – acht Unfälle sind die Folge.
7.45 Uhr: Erste Meldung auf Ö3.
Augenzeugen rufen Ö3 an und
erzählen „on air“ von beschädigten Autos.
8.05 Uhr: Appell an Autofahrer.
Nach den 8 Uhr-Nachrichten
appelliert Ö3 an den Rumänen, er möge stehen bleiben. Der Mann ist weiter
auf der Flucht. Die Polizei fahndet nach ihm.
8.08 Uhr: Sperre und Kolonne wegen Holzstücke.
Die West
wird gesperrt, es bilden sich Staus. Eine Weiterfahrt ist nur auf dem
Pannenstreifen möglich.
8.10 Uhr: Unfall.
Dort bildet sich eine Kolonne.
Das letzte Auto in dieser Reihe ist der schwarze Volvo von Thomas S. (42)
aus St. Pölten. Er steigt aus und will nachschauen, warum es staut – das
rettet ihm das Leben. In dieser Sekunde kommt Wolfgang S. aus Wien rechts
von der Fahrbahn ab. Er kracht in den Volvo.
8.11 Uhr: Opfer stirbt.
Die Rettungsteam
reanimieren ihn, doch wenige Minuten später stirbt der Wiener.
8.35 Uhr: Rumäne wird geschnappt.
Eine
Streife der Autobahnpolizei Amstetten schnappt den Rumänen. Er wird
informiert, dass hinter ihm der Unfall passiert ist. Wegen Fahrerflucht und
nicht sachgemäßer Lagerung der Holzteile zahlt er lediglich 800 Euro
Verwaltungsstrafe. Erst der Staatsanwalt entscheidet, ob es zu einer Anklage
kommt.
9.45 Uhr: Rumäne tritt Weiterfahrt an.
Der
Mann tritt seine Weiterfahrt an.
10.25 Uhr: Sperre der A1 aufgehoben.
Die Autobahn
ist wieder frei.
Der 40-jährige Rumäne, der auf der A1 Holz verloren hat, ist auf
freiem Fuß. |