Durch einen Fehler wurde der Käse verseucht. Mehrere Menschen starben.
Die Ursache für den Listeriose-Befall von in der Steiermark produziertem Magerkäse dürfte gefunden sein. Wie das Unternehmen Prolactal am Sonntag mitteilte, dürfte ein betriebsinterner Fehler im November 2009 dafür verantwortlich sein, dass keine wirksamen Schutzkulturen als Listerienhemmer vorhanden waren, was erst später bemerkt wurde.
Fehler eingestanden
"Durch ein Versehen", wie es in
der Mitteilung heißt, sollen die Schutzkulturen - gesetzlich erlaubte
Konservierungsmittel - zweimal ausgetauscht worden sein. Der Austausch
erfolgte gegen Kulturen, die - wie sich herausstellte - keinen ausreichenden
Schutz gegen Listerien boten. "Im Rahmen des internen Warn- und
Kontrollsystems hätte über den Kulturwechsel informiert werden müssen, was
nach derzeitigem Wissenstand nicht geschah", räumte das Unternehmen
ein.
Von dem Kulturenwechsel habe die Geschäftsführung erst im Jänner 2010 Kenntnis erlangt: "Es ist bedauerlicherweise nicht auszuschließen, dass Quargel, die keinen wirksamen Listerienhemmer hatten, mit erhöhten Listerienwerten in den Handel gelangten."
Dungkäfer schlüpfen durch Fliegengitter
Als Überträger
werden laut Prolactal Dungkäfer vermutet. Diese wurden bei Untersuchungen
nach vereinzelten Listeriennachweisen im Herbst 2009 in - vorgeschriebenen -
UV-Insekten-Fallen bzw. auf darin enthaltenen Klebefolien entdeckt. Die
Käfer waren offenbar trotz engmaschiger Fliegengitter durch ein geöffnetes
Fenster ins Innere gelangt.
Als Konsequenz erfolgte in Hartberg die Reinigung und Desinfektion der Produktionsstätte, das Fenster wurde abgedichtet. Danach waren keine Listerien mehr nachweisbar. Dennoch müsse man nunmehr davon ausgehen, dass diese trotz der Maßnahmen noch vorhanden waren, heißt es in der Information.
Tausch der Schutzkulturen verpatzt
Hier kommt der Fehler mit den
Schutzkulturen hinzu: Diese werden verwendet, um Listerien, die in
Lebensmitteln vorkommen können und in der Regel harmlos sind, abzutöten und
deren Nachwachsen zu verhindern. Auch Prolactal verwendete in der
Quargelproduktion derartige Schutzkulturen. "Laut jetzt vorliegenden
Ergebnisse wird davon ausgegangen, dass die Schutzkulturen trotz des erst im
Herbst 2009 entdeckten Dungkäfers wirksam waren und ihre Wirkung entfaltet
haben", so die Erklärung des Unternehmens.
Das folgenschwere Malheur passierte in der Folge mit dem Tausch der Schutzkulturen in Verbindung mit dem noch immer vorhandenen aggressiven Bakterienstamm der Listeria monocytogenes, der bis dato in Österreich unbekannt war.
Restlose Aufklärung im Vordergrund
Der weitere Verlauf ist
bekannt, er stellt sich aus Unternehmenssicht so dar: Nachdem die
Lebensmittelaufsichtsbehörde am 13.1. Proben genommen hatte, wurde Prolactal
am 19.1. mit dem Verdacht konfrontiert, dass zum Teil letale
Listerienerkrankungen mit dem Quargel in Verbindung zu bringen sein könnten.
Die Ergebnisse der Proben - von fünf waren drei im zulässigen Bereich -
lagen dem Unternehmen aber erst mit 22.1. vor. Als die AGES am 22.1. eine
Warnung in das europäische Online-Warnsystem RASFF (Rapid Alert System Food
and Feed) stellte, habe man sofort die Rückholaktion in Gang gesetzt.
"Für das Unternehmen stehe die restlose Aufklärung im Vordergrund", beteuerte Prolactal in der Aussendung. Wenngleich nicht endgültig feststehe, ob der Genuss von Quargel den Tod von mehren Menschen verursacht hat, möchte man den Hinterbliebenen und Angehörigen das tief empfundene Mitgefühl und aufrichtige Beileid aussprechen.