Erster Prozess wegen Quarantäne-Verstoß

800 Euro Strafe: Jetzt spricht "Corona-Sünderin"

22.07.2020

Obwohl sie Corona hatte, ging eine 49-Jährige ungeschützt in den Supermarkt.

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Kärnten. Die Staatsanwaltschaft in Klagenfurt hat ein Exempel statuiert und als erste Ermittlungsbehörde Österreichs eine Corona-Sünderin angeklagt: Am Mittwoch musste sich eine 49-jährige Bosnierin aus der Landeshauptstadt vor Richter Oliver Kriz verantworten. Das Urteil wegen vorsätzlicher Gefährdung von Menschen durch eine übertragbare Krankheit: 800 Euro Geldstrafe und sechs Monate bedingte Haft. Nicht rechtskräftig, es gilt die Unschuldsvermutung.

Vorwurf. Die 49-Jährige war an Covid-19 erkrankt, die Behörden verordneten eine Heimquarantäne. Als städtische Mitarbeiter zur Kontrolle kamen, war die Frau nicht zu Hause. Ermittlungen bei den Nachbarn führten schließlich zum Ziel. Die 49-Jährige war trotz der hoch ansteckenden Krankheit zum einkaufen in einen Supermarkt gegangen. Dabei trug sie nicht einmal einen Mund-Nasen-Schutz.

Stattdessen steuerte die Angeklagte auch noch einen Postschalter an. Dort tätigte sie bei einer Mitarbeiterin eine Einzahlung – wieder ungeschützt. Die Stadt Klagenfurt erstattete Anzeige. Richter Kriz in seinem Urteil: „Es soll auch ein abschreckendes Signal ausgesendet werden.“

"Musste krankem Enkerl Geld schicken"

Der Mann der Corona-Sünderin übersetzte für ÖSTERREICH Fragen und Antworten.

ÖSTERREICH: Warum sind Sie ohne Maske zum Einkaufen rausgegangen?

Antwort: Wir mussten unbedingt unserer kranken Enkelin Geld schicken. Sie hat eine Freundin gebeten, doch die konnte das nicht erledigen. Dann hat sie das selber gemacht.

ÖSTERREICH: Bereuen Sie es heute, dass Sie das gemacht haben?

Antwort: Natürlich ärgert sie das. Aber es ist jetzt endlich vorbei.

ÖSTERREICH: Ist die Strafe des Gerichts gerechtfertigt?

Antwort: Das mit dem Gefängnis verstehen wir nicht. Das mit der Geldstrafe ist in Ordnung. Sie hat das angenommen und wird das auch bezahlen. Es fragt eh keiner, ob das richtig ist oder nicht.

ÖSTERREICH: Sie würden das heute nicht mehr machen, oder?

Antwort: Es war ihr Recht, ihrer Enkelin Geld zu schicken. Aber natürlich tut ihr das heute mit der Maske leid. Obwohl ja gar nichts passiert ist, gar nichts. Wir akzeptieren die Entscheidung.

 

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