Neuer Fürsorge-Skandal
Amt nimmt diesen Eltern ihr Baby weg
09.03.2011Die Fürsorge kam mit der Polizei. Säugling jetzt bei Pflegefamilie.
Heftige Kritik an der Jugendwohlfahrt: Entweder sie nehmen Hinweise nicht oder zu spät ernst (so wie im Fall Cain in Vorarlberg) oder sie reagieren möglicherweise völlig überzogen, wie etwa im Fall von Bernhard Haaser . In letztere Kategorie fällt die Geschichte von Cindy und Andreas K. aus Villach:
Um die ältere Tochter Michele (siehe unten) aus einem Heim zu befreien, rennen sie von Pontius zu Pilatus, schreiben Briefe bis hin zum Landeshauptmann und verscherzen es sich dabei mit dem Jugendamt, die offen drohen, dem Paar auch noch die im Juli 2011 geborene Tochter Leonie wegzunehmen, "wenn sie nicht kooperieren".
Schlägerei
Am 20. 1. eskaliert die Situation. Die mit ihrem Fall betraute Sozialarbeiterin will wissen, warum Cindy einen Termin bei der Elternberatung versäumt hat. Weil ihr die Antwort ("Unwohlsein") nicht passt, kommt die Fürsorge mit zwei Polizisten. Beim Einsatz wird Vater Andreas verletzt: Er und Cindy sagen, die Beamten hätten ihn tätlich angegriffen. Jugendamt und Polizei behaupten: Er selbst wäre in den Spiegel gelaufen ...
Krankenhaus
Im Spital, wo sich der 33-Jährige im Beisein seiner Frau behandeln lässt, geschieht der nächste Skandal: Obwohl die Mutter selbst die Ärzte im Haus kontaktiert, die feststellen, das Töchterchen Leonie "in einem guten Pflege- und Ernährungszustand ist und keinerlei Verletzungszeichen hat", wird die Frau samt Baby durch Meldung des Jugendamtes bis 16. 2., also drei Wochen, wegen Gefahr in Verzug im LKH Villach stationär festgehalten. Obwohl die Ärzte bestätigen, dass "keinerlei Auffälligkeiten festzustellen sind und der als gewaltbereit bezeichnete Kindesvater sich immer kooperativ gezeigt hat".
Pflegefamilie
Das Jugendamt reagiert unfassbar: Weil sich Cindy am 16. 2. weigert, sich von ihrem Mann zu trennen und wie das Amt fordert, in ein Eltern-Kind-Heim in Klagenfurt zu ziehen, nimmt ihr die Fürsorge die Obsorge weg und steckt den Säugling in eine Pflegefamilie.
Rechtsanwalt
Seitdem hat die Frau ihr Baby nicht mehr gesehen und hat Angst, dass die Kleine sie als Mama nicht mehr erkennt und annimmt – 364 Emails verschickten sie und ihr Mann an alle möglichen Stellen, doch erst als sie sich den Wiener Familienrechtsjuristen Florian Kucera nehmen, dürfen sie am Samstag ihr Tochter das erste Mal für eine Stunde und danach bis zur gerichtlichen Klärung der Causa alle 14 Tage sehen. Anwalt Kucera zu ÖSTERREICH: "Dieser Fall ist der extremste, der mir je untergekommen ist."
Drama um Michele
Aus persönlichen Gründen von Mutter Cindy (Risikoschwangerschaft) kam ihre älter Tochter zu seiner Schwester nach OÖ. Dort gab es einen Vorfall, aber nicht um das Mädchen Michele, sondern um die Lebensgefährtin der Tante, die sich aus Eifersucht selbst verletzte. Anstatt den Teenie wieder zu den Eltern zu bringen, wurde die 10-Jährige in ein SOS-Kinderheim nach Moosburg gebracht. Der besorgten Mutter und dem Stiefvater wird jeder Kontakt untersagt. Dafür erhalten sie Briefe, in denen das Mädchen um Hilfe schreit: Sie wird gemobbt, geschlagen, gedemütigt. Doch sie muss im Heim bleiben.