In Kärnten
Anschlag auf Veranstalter von Stermann-Grissemann
04.11.2008
Die Radmuttern am Auto des Eventmanagers wurden gelockert. Es handelt sich vermutlich um einen Sabotageakt. Ihr Auftritt in Kärnten wurde abgesagt.
Auf den Kärntner Eventmanagers Ingo Krassnitzer haben unbekannte Täter in der vergangenen Woche offenbar einen Anschlag verübt. Laut Dienstagsausgabe der "Kleinen Zeitung" wurden Radmuttern am Fahrzeug Krassnitzers gelockert.
Er organisiert einen im Dezember geplanten Auftritt von Dirk Stermann und Christoph Grissemann an der Klagenfurter Universität. Die Satiriker hatten in der ORF-Sendung "Willkommen Österreich" vom 23. Oktober dem Tod Jörg Haiders und den darauffolgenden Reaktion einiger Kärntner Politiker viel Raum gewidmet (oe24.at hat berichtet).
Auto begann plötzlich zu schlittern
Der Eventmanager bemerkte den Sabotageakt am 29. Oktober auf dem Weg von Klagenfurt nach Wolfsberg. Sein Auto begann plötzlich zu schlittern. Bei der Kontrolle der Räder bemerkte Krassnitzer, dass offenbar jemand vier von fünf Radmuttern eines Reifens gelockert hatte. "Es gibt keinen endgültigen Beweis dafür, dass die Aktion mit den Radmuttern in Zusammenhang mit dem Auftritt steht", sagte Krassnitzer. Doch eine andere Erklärung findet er nicht. "Ich habe keine persönlichen Feinde."
Auftritt in Kärnten abgesagt
Der Kabarett-Auftritt von Dirk Stermann und Christoph Grissemann im Dezember an der Klagenfurter Universität ist am Dienstag letztendlich abgesagt worden. Angesichts der aktuellen Umstände halte man eine Durchführung für nicht verantwortungsvoll, hieß es in einer Stellungnahme des Managements am Dienstag. Bis Montag war von einer Absage keine Rede gewesen, Udo Leitner von der Agentur Hoanzl erklärte noch, die Fans hätten ein Recht darauf, "Die deutsche Kochschau", eine Nazi-Parodie der beiden, zu sehen. Stermann meinte dazu im "Falter", wenn man im Internet Postings von Leuten lese, "die busweise dort hinfahren möchten, damit wir in Särgen zurück geschickt werden, dann ist das keine gute Voraussetzung für einen lustigen Abend".
Sehen Sie hier das YouTube-Video der ORF-Sendung "Donnerstag Nacht" - Trauer um Jörg Haider!
Heftige Kritik aus Kärnten an Stermann und Grissemann
Grissemanns und Stermanns Betrachtungen des Umgangs einiger Kärntner Politiker mit dem Ableben Jörg Haiders hatte in Kärnten zu teils heftigen Protesten geführt. Dass BZÖ meinte sogar, dass sich vom "Anti-Kärnten-Programm" des ORF der Großteil der Kärntner Bevölkerung beleidigt fühle. Eine Popularbeschwerde wurde angekündigt. Dem Rektor der Universität Klagenfurt, Heinrich C. Mayr, wurde nahegelegt den für den 12. Dezember angesetzten Auftritt des Kabarettistenduos an der Universität zu untersagen.
In den vergangenen Wochen hatte es zahlreiche Drohungen gegen Stermann und Grissemann gegeben, was auch ihr Betreuer von der Agentur Hoanzl, Udo Leitner, bestätigte. Die beiden würden Kärnten in einem Holzsarg verlassen, hieß es beispielsweise.
"Deutsche Kochschau"
An eine Absage ihrer Nazi-Parodie sei ungeachtet hartnäckiger Interventionen nicht gedacht. "Die Fans haben ein Recht darauf", sagt Leitner. Die umstrittenen Passagen sind übrigens kein Teil des Programms. "Die deutsche Kochschau" (eine Nazi-Parodie) läuft seit Jahren in ganz Österreich. "Wenn sich die Situation nicht beruhigt, wird es für Stermann und Grissemann Personenschutz geben", kündigte Leitner an.
"Das war keine bösartige Berichterstattung", meint Stermann. "Wir haben uns angesehen, wie diese Trauer - und zwar eine verordnete Trauer - zelebriert wurde. Die Kärntner müssen es aushalten, wenn ein Deutscher ihre Tracht trägt. Deswegen ist nicht das ganze Land entweiht." Man habe aus Pietätsgründen auch einige Passagen aus dem Programm genommen, etwa Filmaufnahmen von der Familie Haider.
Claudia Haider "cool"
Stermann findet, "es sollten sich alle an Claudia Haider ein Beispiel nehmen. Die ist wahrscheinlich traurig, dass ihr Mann gestorben ist, geht aber cool mit diesem Hype um. Dabei ist sie von Haiders Tod wesentlich mehr betroffen als der Herr Dörfler."
Dörfler: Nein zu Auftritt
Dieser, also der Kärntner Landeshauptmann Gerhard Dörfler (B), beharrt weiterhin auf seinem Nein zu dem geplanten Auftritt im Dezember in Klagenfurt. "Ich sage Nein dazu, dass sie Jörg Haider durch den Kakao ziehen", sagte er am Dienstag in Klagenfurt. Der Landeshauptmann sprach sich jedoch auch gegen jede Form der Eskalation aus. "Ich lehne jede Aktion jenseits des schriftlichen Protestes ab", erklärte Dörfler.
Zu dem möglichen Anschlag auf den Eventmanagers Ingo Krassnitzer, der den Auftritt der Kabarettisten organisiert und dem offenbar Radmuttern an seinem Auto gelockert worden waren, bemerkte der BZÖ-Politiker: "Vielleicht hat er gerade Winterreifen gewechselt."