Bub noch im Koma
Badedrama: Millstatt droht Klage
02.10.2009
Der Sprungturm war behördlich gesperrt, trotzdem sprangen Badegäste runter.
Nach dem tragischen Badeunglück am Millstätter See vor einem Monat, interessiert sich jetzt der Staatsanwalt für den Vorfall. Wie berichtet, war im August ein 13-jähriger Schüler aus 14 Metern Höhe vom Sprungturm ins Wasser gesprungen und versenkte dabei einen 11-jährigen Grazer, der seither schwer verletzt im Koma liegt. Das Unglück hätte gar nicht passieren dürfen. Der Sprungturm war zu dem Zeitpunkt behördlich gesperrt.
Der Staatsanwalt hat jetzt gleich zwei Gemeindebedienstete in Millstatt im Visier. Ermittelt wird gegen den Geschäftsführer des Strandbades und den Bademeister. Der Grund: Der Sprungturm aus den 30er-Jahren wurde zwar um 70.000 Euro generalsaniert, da aber einige behördliche Auflagen noch nicht erfüllt waren, wurde er von der Bezirkshauptmannschaft nicht für die Badegäste freigegeben. Der Bürgermeister von Millstatt, Josef Pleikner, sieht das anders.
Kleinigkeiten
Er spricht von „Kleinigkeiten“, die noch am Turm
gefehlt hätten, wie die Montage von Netzen, oder Stahlplatten im oberen
Drittel der Plattform die vor dem Ausrutschen schützen sollen. Dagegen hatte
aber wieder das Denkmalamt etwas. Im Juli gab es eine Begehung durch die
zuständigen Behörden und einen Sachverständigen der Abteilung Technik des
Landes. Dabei soll es zu einer „österreichischen Lösung“ gekommen sein. „Der
Sachverständige hat vor Zeugen gesagt, dass alles in Ordnung ist und wir den
Turm in Betrieb nehmen können“, so der Bürgermeister. Schriftliches gibt es
zu dieser Aussage freilich nichts. Daher hat die Gemeinde nun ein Problem.
„Der Turm wurde unbefugt in Betrieb genommen, die Sperre nie aufgehoben“,
sagt dazu Bezirkshauptmann Klaus Brandner. Die Überprüfung sei von seiner
Behörde gar überhaupt nicht angeordnet worden und diese wäre dafür ja
zuständig gewesen. „Ein absolutes Durcheinander“, wettert Bürgermeister
Pleikner. Jetzt soll eine Risikoanalyse durch einen Fachmann Klarheit
schaffen.