Ein leeres Mausoleum und lauter offene Fragen – was steckt wirklich hinter Flicks Grabraub? Doch Erpressung? Oder ein anderes Motiv?
Für die Familie des vor zwei Jahren verstorbenen und vor zwei Wochen gestohlenen Multimilliardärs Karl Friedrich Flick ist die ganze Geschichte „eine seelische Katastrophe“. Das sagte Familien-Sprecher Jörg-Andreas Lohr unmittelbar nach Bekanntwerden des Grabraubs im Interview mit ÖSTERREICH. „Niemand kann sich vorstellen, wie das ist, wenn der verstorbene Gatte und Vater plötzlich weg ist.“ Wie berichtet wurden die Kinder, die neunjährigen Zwillinge Victoria-Katharina und Karl Friedrich von der Schule genommen – sie erhalten jetzt Privatunterricht.
Normales Leben
Mutter und Witwe Ingrid Flick appelliert derweil
in der Zeitschrift Bunte noch einmal an die Täter: „Bitte gebt uns den
Leichnam unversehrt zurück, um uns damit eine Rückkehr in ein normales Leben
zu ermöglichen. Diese schreckliche Ungewissheit ist unerträglich. Die Tat
schwebt über allem, was wir derzeit machen.“
Kennzeichen
Die Kärntner Polizei und die Staatsanwaltschaft
halten sich über möglich Spuren (z. B. über den weißen Kastenwagen mit
Villacher Kennzeichen) äußerst bedeckt. Von Insidern ist nur zu hören, dass
der Wagen vielleicht ein Wiener Kennzeichen hatte.
Erpressung
Vor allem die Weigerung der Behörden, den Wunsch der
Flick-Familie abzusegnen, eine Belohnung auszusetzen, nährt nur die
Gerüchte. Auch enge Vertraute der Familie schließen nun nicht mehr aus, dass
eine Erpressung vorliegt. Der Regisseur Otto Retzer: „Ich rechne mit einer
Lösegeldforderung.“ Der Veldener Tourismus-Direktor Markus Kuntaritsch ist
überhaupt der Überzeugung: „Die Familie verhandelt bereits mit den
Entführern.“
Vaterschaftstest
Doch es gibt auch andere Thesen. Der
Ex-Security-Chef der Familie Flick in Österreich etwa glaubt, dass „jemand
Genmaterial stehlen wollte“ (siehe Interview unten). Society-Quellen
flüstern, dass zwei Menschen schon seit Längerem behaupten und beweisen
wollen, von Friedrich Karl Flick abzustammen. Mit dem DNA-Material könnten
sie einen Vaterschaftstest anstrengen.
Der Nachteil an der höchst illegalen wie spektakulären Aktion: Wer immer sich in Zukunft als weiterer Erbe outet, entlarvt sich damit als Komplize der Grabräuber. Bei der Aussicht auf die Milliarden könnte ihm das allerdings ziemlich egal sein.
"Django" Rupf war 7 Jahre Security-Chef der Flick-Familie. Der bekannte einstige Chef der Flughafenpolizei bringt neue Theorien ins Spiel. ÖSTERREICH: Warum wurde der Sarg Ihrer Meinung nach gestohlen? Alfred „Django“ Rupf: Es gibt die Variante, dass jemand in einer Erbschaftsfrage Genmaterial stehlen wollte. ÖSTERREICH: Wozu braucht man da den ganzen Sarg? Rupf: Der Zinnsarg war vor Ort nicht leicht zu öffnen. ÖSTERREICH: Haben Sie noch andere Theorien? Rupf: Es könnte auch eine emotional verwirrte Person sein, die Flicks sterbliche Überreste unbedingt in ihrer Umgebung beerdigt wissen will. Es könnte sich auch um jemanden aus Flicks länger zurückliegender Vergangenheit handeln. ÖSTERREICH: Eine frühe Liebesgeschichte? Rupf: Zum Beispiel, aber das sind wirklich nur reine Vermutungen. ÖSTERREICH: Was ist mit einem Erpressungsversuch? Rupf: Das halte ich für ausgeschlossen. Die Erpresser hätten keine Chance. Bei einer Lösegeldübergabe würden sie garantiert geschnappt, entweder von der Polizei oder von privaten Sicherheitsleuten. ÖSTERREICH: Unter den Flick-Securitys wurden zuletzt Mitarbeiter abgebaut. Ist der Sargraub ein Racheakt? Rupf: So weit würde doch niemand wegen eines verlorenen Jobs gehen! ÖSTERREICH: Angeblich gab es zwei Selbstmorde unter Flick-Sicherheitsleuten. Rupf: Beide Mitarbeiter waren aber nicht von Kündigungen bedroht. Es kommt in dieser Branche leider immer wieder vor, dass jemand wegen Depressionen gleich zur Waffe greift. ÖSTERREICH: Laut unseren Informationen gab es bereits im April einen Anschlag auf das Mausoleum oder einen Raubversuch des Sarges. Rupf: Stimmt. Wir haben das wegen der Spuren, die ein Stemmeisen an den Rändern des Sargdeckels hinterließ, entdeckt. Aber wir hielten das für den Vandalismus, der auf Friedhöfen immer wieder vorkommt. |