Erste heiße Spur bei der Fahndung nach den Dieben des Leichnams von Karl Friedrich Flick: Der Hinweis auf die Erpresser führt nach Villach.
Sie ist die erste Zeugin, deren Aussagen etwas Licht in die dunkle Causa um den geraubten Leichnam des Multimilliardärs bringen könnten: Eva Gruber, pensionierte Hauptschuldirektorin in Velden.
Die Witwe war am vergangenen Donnerstag, dem 13. November, zur Mittagszeit am Friedhof im Velden gewesen, um das Grab ihres verstorbenen Mannes Hans zu pflegen. Gleich beim Eingang fiel ihr etwas Sonderbares auf: „Ich kam fast nicht beim Türl zum Friedhof herein, weil ein weißer Kastenwagen so blöd geparkt vor dem Eingang stand. Ich hab mich vorbeigedrückt, um auf das Friedhofsgelände zu kommen.“
Verdächtige
Die Zeugin weiter: „Ich holte eine Kanne mit
frischem Wasser für das Grab meines Mannes, da bemerkte ich in der Nähe des
Flick-Mausoleums vier Männer, die mir alle sehr verdächtig vorkamen, weil
sie ohne etwas zu tun, herumstanden, solange ich am Friedhof war.“
Hotline
Gleich am Tag nachdem der dreiste wie pietätlose Coup
bekannt wurde, rief Eva Gruber bei der Info-Hotline des
Landespolizeikommandos an und gab auch noch jene Teile des Kennzeichen des
weißen Kastenwagen bekannt, an die sie sich nach einer Woche noch erinnerte:
„VI oder VL“. Das heißt, das verdächtige Fahrzeug kam aus Villach oder aus
Villach-Land.
Ungelöst
Warum der leitende Beamte der Ermittlungen, Oberst
Hermann Klammer, von ÖSTERREICH auf die Zeugin angesprochen, mehr erstaunt
als erleichtert wirkte, ist eines der vielen Rätsel, die noch ungelöst
bleiben – und die allesamt eher auf eine Entführung samt Lösegeld-Erpressung
deuten denn auf einen makabren Lausbubenstreich oder eine Buntmetallbande.
- So wurde erst jetzt bekannt, dass möglicherweise dieselben Täter schon einmal im Frühjahr versucht haben könnten, in die Flick-Gruft einzudringen.
- Dass die Kidnapper am helllichten Tag zugeschlagen haben, überrascht jedenfalls nicht. Ein Polizei-Insider zu ÖSTERREICH: „In der Nacht wären die Bande viel mehr aufgefallen. In der Dunkelheit braucht man hier am Friedhof eine stärkere Lichtquelle und dann glauben die Anrainer vielleicht noch, hier treiben sich Satanisten rum und alarmieren den Notruf.“
- Neu ist, dass der Steinmetz Horst Gaggl gar nicht von der Polizei beauftragt wurde, Nachschau im Mausoleum zu halten, sondern bereits am Freitag, dem 14. November, von einem Angestellten der Familie Flick erstmals alarmiert wurde. Das verriet Flick-Sprecher Jörg-Andreas Lohr im Gespräch mit ÖSTERREICH: „Gleich nachdem unserem Gärtner die verdächtigen Kratzer aufgefallen waren, wurde der Steinmetz zu Rate gezogen. Anfangs schloss er aus, dass hier jemand eingedrungen sein könnte: Die drei 300-Kilo-Grabplatten kann doch niemand heben.“ Übers Wochenende kamen dem Professionisten und der Familie jedoch Zweifel. Lohr weiter: „Zuerst wollte der Steinmetz am Montag noch einmal nachschauen, das hat sich dann verzögert.“
- Am Mittwoch wurde der Diebstahl publik – eben weil der Steinmetz angeblich mit der Polizei den Eingang zur Gruft überprüft hatte. Die Sache hat nur einen Schönheitsfehler: Wie ÖSTERREICH jetzt von Informanten erfuhr, war die Kärntner Polizei bei dieser Öffnung gar nicht dabei.
- In dieses kommunizierte Durcheinander passt auch, dass ein Ermittlungsbeamter anfangs von einem „anonymen Hinweis“ sprach, der den Sargraub auffliegen ließ. Seitdem hat der Mann Sprechverbot.
- Nicht nur Velden-Insider wie Tourismus-Chef Markus Kuntarisch sind daher überzeugt: „Die Familie verhandelt mit den Entführern über Lösegeld.“