Seit dem Wochenende jagt die Polizei die Entführer der Leiche von Friedrich Karl Flick. Laut einem Insider gibt es eine Lösegeld-Forderung.
Der Fall der entführten Leiche des Milliardärs Flick wird immer verworrener. Als fix gilt, dass mehrere Täter das Mausoleum geöffnet haben. Ab dann beruhen alle bisherigen Erkenntnisse auf Mutmaßungen der Polizei. Witwe Ingrid Flick appelliert unterdessen in der Bild-Zeitung an die Täter: Gebt mir meinen toten Mann zurück!
Die Witwe steht unter Schock:: „Für mich ist es völlig unverständlich, dass man meinem geliebten Gatten die letzte Ruhe raubt. Ich verurteile diese unmoralische Tat auf das Äußerste. Ich finde es abscheulich. Unsere Familie steht jetzt, in der Stunde der tiefen Trauer, eng zusammen. Die Töchter stehen unter Schock, denn für uns alle ist diese Tat unbegreiflich.“
Fassungslosigkeit bei den Flicks
Innerhalb der Familie Flick
herrscht Fassungslosigkeit und Entsetzen über die Tat. Die Witwe Ingrid
Flick befand sich in den USA, als sie die Nachricht über die Grabschändung
erhalten hatte. Jörg-Andreas Lohr, Berater und Vertrauter der Familie,
sprach von einer möglichen Belohnung für sachdienliche Hinweise zur
Aufklärung der Vorfälle. Man wolle in der Causa jedoch noch mit der Polizei
Rücksprache halten.
Mehrere Täter
Der Polizei war von einem Zeugen angezeigt
worden, dass die schweren Granitplatten, die in dem Mausoleum den Sarg
abdecken, Spuren von Beschädigungen aufweisen würden. Zudem waren zwei
Ziffern vom Todesdatum vom Grabstein abgerissen worden. Eine Überprüfung
ergab, dass der Sarg verschwunden war. Die Ermittler gehen von mehreren
Tätern aus, da die Granitplatten einige 100 Kilogramm schwer sind. Der Sarg
mit den sterblichen Überresten Flicks dürfte mit einem Lkw weggebracht
worden sein, Augenzeugen gibt es jedoch nicht.
Der Steinmetz verriet gegenüber ÖSTERREICH: "Da haben bis zu sechs Personen mitgearbeitet. Und sie waren mindestens zwei Stunden am Werk." Wie auch das Landeskriminalamt überzeugt ist, war die Bande in der Nacht mit einem Flaschenzug am Friedhof in Velden tätig gewesen.
Erpressung mit Lösegeld?
Vorerst war auch das Motiv für die
Tat völlig unklar, die Ermittler wollten daher auch die Möglichkeit einer
Erpressung nicht ausschließen. Offiziell gab es zum Stand der Ermittlungen
allerdings keinerlei Auskünfte. Bis zum Abend waren jedenfalls keine
finanziellen Forderungen eingelangt. Der Veldener Tourismusreferent Markus
Kuntaritsch glaubt an eine Entführung: "Meiner Einschätzung nach
verhandelt die Familie still und heimlich und möglicherweise sogar hinter
dem Rücken der Polizei mit den Kidnappern".
Oder doch Metalldiebe?
Nicht außer acht gelassen werden von der
Polizei auch zwei weitere Varianten, was passiert sein mag. So könnten sich
Buntmetall-Diebe den Sarg geschnappt haben. Fahnder in ganz Europa klagen
über die Banden, die auch auf Friedhöfen alles mitgehen lassen,w as nur
entfernt nach Messing, Bronze, Kupfer und Gold aussieht.
Mumifiziert
Über den Zustand des Leichnams von Friedrich Karl
Flick, der vor zwei Jahren im Alter von 79 Jahren verstorben ist, gibt ein
Wiener Gerichtsmediziner gegenüber ÖSTERREICH Auskunft: „Nach zwei Jahren
ist eine Leiche bereits im Stadium der Mumifizierung, sprich: der Körper ist
vertrocknet, besteht fast nur noch aus Haut und Knochen und weist insgesamt
eine lederartige Erscheinung auf.“
Was können die Räuber mit der gestohlenen Leiche wollen? Klar ist, dass es bereits Anfang der neunziger Jahre eine Entführung samt Erpressung in der Familie Flick gab.
Insider mutmaßen schon jetzt: Auch diesmal könnte eine eiskalte Erpressung dahinterstecken. Die Familie verfügt über ein Vermögen von mehr als 6,8 Milliarden Euro. In diese Richtung gehen auch die widersprüchlichen Angaben der ermittelnden Beamten: So erklärte Oberstleutnant Gottlieb Türk am Anfang, dass der Diebstahl deshalb aufgeflogen wäre, weil man am Posten Velden einen „anonymen Hinweis“ erhalten habe.
Erst einige Stunden danach tischte man der Öffentlichkeit Variante Nummer zwei auf, wonach ein Angestellter der Flick-Familie die Kratzspuren entdeckt und somit die Grabräuber-Causa ans Tageslicht brachte.
Störung der Totenruhe
Strafrechtlich handle es sich bei dem
Delikt um Störung der Totenruhe, aber auch um schwere Sachbeschädigung. Bei
Störung der Totenruhe liegt die Höchststrafe bei sechs Monaten Haft, bei
schwerer Sachbeschädigung beträgt sie zwei Jahre, wenn der Schaden unter
50.000 Euro liegt. Bei höherem Schaden erweitert sich der Strafrahmen auf
fünf Jahre Haft.
Vor zwei Jahren beerdigt
Der deutsche Milliardär wurde am 11.
Oktober 2006 in Velden im Beisein von etwa 300 geladenen Trauergästen
beerdigt. Neben Familienangehörigen und Prominenten nahmen Vertreter der
Kärntner Politik am Begräbnis teil. Ortsbewohner und Zaungäste waren ebenso
ausgeschlossen wie Medienvertreter.
Hochsicherheits-Beerdigung
Bereits in den frühen Morgenstunden
sicherten Angehörige einer Security-Firma das Gelände rund um die Veldener
Kirche und den nahe gelegenen Friedhof. Später gesellten sich Beamte der
österreichischen Staatspolizei und uniformierte Polizisten dazu, um
ungebetene Gäste fern zu halten. Um Punkt 9.30 Uhr fuhr ein Konvoi schwarzer
Limousinen mit den Trauergästen vor.
Viel Prominenz
Neben der Witwe Ingrid Flick und den sieben Jahre
alten Zwillingen Victoria-Katharina und Karl Friedrich sowie zahlreichen
Angehörigen der Familie Flick zeigten sich etliche Freunde. Unter ihnen
waren Filmregisseur Carl Spiehs, Prinz Georg von Hohenzollern, Herzog Max
von Bayern, Entertainer Franco Andolfo und der Münchner Feinkost-Spezialist
Gerhard Käfer. Aus der Kärntner Politik war der inzwischen verstorbene
Landeshauptmann Jörg Haider anwesend.
Die Trauerzeremonie wurde von Kärntens Superintendenten Manfred Sauer und dem katholischen Geistlichen Arnold Metnitzer geleitet. Sauer zog in seiner Ansprache einen Querverweis zu dem französischen Dichter Julian Green, der sich in der Stadtpfarrkirche Klagenfurt beerdigen ließ. Beide, Flick und Green, hätten sich in Kärnten verliebt, meinte Sauer. Die letzte von Green überlieferte Tagebucheintragung - "Ich bin sehr zufrieden" - würde auf Flick ebenso zutreffen, sagte der Superintendent.