Witwe kam alleine
Flick-Sarkophag ist wieder beigesetzt
03.12.2009
Nach der Entführung des Sarges ist er wieder an seinem Platz angekommen - Diesmal aber mit eingebauten Sicherheitsmaßnahmen.
Der Friedhof von Velden, Donnerstag, kurz vor 10 Uhr: Ingrid Flick, die Witwe des 2006 verstorbenen Multimilliardärs Karl-Friedrich Flick, trifft mit ihren Leibwächtern beim Mausoleum ein. Es ist klirrend kalt, der Nebel hängt über der Stadt. Einige Mitarbeiter des Bestattungsunternehmens PAX, Sicherheitsleute, Polizisten und zahlreiche Medienvertreter erwarten sie bereits.
Video: Zweite Flick-Bestattung in Velden
Mehr als ein Jahr nach dem Diebstahl des Flick-Sargs und nur wenige Tage nach der Aufklärung der spektakulären Erpressung durch eine ungarisch-rumänische Bande werden die sterblichen Überreste des Leichnams zum zweiten Mal bestattet.
Lesen Sie hier das erste Interview mit der Witwe!
Witwe Ingrid kommt allein
Ingrid Flick tritt diesen schweren Weg alleine an – niemand von der Familie ist mitgekommen, um sie zu unterstützen. Sie trägt einen dunkelbraunen Mantel und schwarze Handschuhe. Den Kragen hat sie hochgestellt, auf der linken Kragenseite blitzt eine grüne Weihnachts-Brosche hervor. Sie bespricht sich kurz mit den Geistlichen. Ihr Blick ist leer. Sie versucht, die anwesenden Kamerateams und Fotografen zu ignorieren.
Auch für die privaten Ermittler gibt es ein Nachspiel. Hier alle Hintergründe!
Sie verabschiedet sich mit einer Rose
Es ist 10.15 Uhr: Ein silbergrauer Mercedes der Bestatterfirma rollt vor das Mausoleum. Sechs kräftige Männer steigen aus. Wortlos tragen sie den restaurierten Flick-Sarg, der mehr als ein Jahr in Ungarn versteckt war, zum Mausoleum zurück. Sie schieben den Sarg hinein. Genau in diesem Moment brechen die ersten Sonnenstrahlen durch die dichte Nebeldecke.
Der Veldener Pfarrer Josef Leyrer beginnt mit der Einsegnung des Sargs. Er sagt: „Ich bin in besonderer Weise mit der Familie verbunden. Ich bin sehr gerührt, weil ich weiß, welchen Schmerz es bedeutet, wenn solche Dinge vorfallen.“ Er findet tröstende und stimmungsvolle Worte. Ingrid Flick, die direkt vor ihm steht, drückt eine mitgebrachte rote Rose ganz fest an sich. Sie wirkt verschlossen und zerbrechlich. Öfters kämpft sie mit ihren Tränen. Zwei Friedhofsbesucher munkeln: „Es ist ungewöhnlich, dass sie ganz alleine gekommen ist.“ Der Geistliche: „Er wollte auf jeden Fall in der Nähe seiner geliebten Frau und Kinder bestattet werden.“
Sarg streng verriegelt
Ingrid Flick selbst nimmt die Einsegnung vor und gibt ihrem Mann die rote Rose mit auf den allerletzten Weg. Nach 30 Minuten ist die Trauerzeremonie zu Ende. „Ich bin unglaublich glücklich. Ich bin froh, dass der Sarg sichergestellt ist und jetzt endlich Ruhe einkehrt“, sagt Ingrid Flick im Interview mit ÖSTERREICH.
Danach verbarrikadieren Sicherheitsleute den Sarg im Mausoleum, damit kein neuerlicher Diebstahl möglich ist. Flick fährt im Anschluss zu einer Trauerfeier im engsten Kreis der Familienmitglieder.
Bilder: (c) Raunig, Reuters