Der Ex-Ustascha-Funktionär wird erneut untersucht. Ein Schweizer Experte soll ein neues Gutachten erstellen.
Im Fall des in seiner Heimat wegen Nazi-Kriegsverbrechen gesuchten Kroaten Milivoj Asner soll nun erstmals ein psychiatrischer Sachverständiger aus dem Ausland herangezogen werden. Nachdem mehrere österreichische Experten Asner wegen seines psychischen Zustandes für nicht vernehmungsfähig erklärt hatten, ist nun laut der "Kleinen Zeitung" der Schweizer Marc Graf am Zug. Asner war Funktionär des Ustascha-Regimes, das in Kroatien von 1941 bis 1945 als Handlanger Nazi-Deutschlands und des faschistischen Italien für Gräueltaten und Massenmorde verantwortlich war. Hunderttausende Serben, Juden, Roma und Kommunisten wurden - oft aus bestialische Weise - umgebracht.
Keine Freunderlwirtschaft
Um Gerüchten über österreichische
Freunderlwirtschaft entgegenzutreten soll nun ein renommierter Schweizer
Gutachter herangezogen werden. Graf soll in der kommende Woche vom
Haftrichter bestellt werden. Graf ist Facharzt für Psychiatrie und
Psychotherapie und stellvertretender Leiter der Forensischen Abteilung der
Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel und unter anderem Mitglied der
Zentralschweizer Fachkommission zur Beurteilung gemeingefährlicher
Straftäter.
Haider stärkt Asner den Rücken
Eine amtsärztliche
Untersuchung des in Kärnten lebenden Asner hatte erst kürzlich dessen
Vernehmungsunfähigkeit ergeben. Die neuerliche Untersuchung war erfolgt,
nachdem im britischen Boulevardblatt "Sun" ein Interview mit Asner
publiziert worden war. Der 95-Jährige soll im Zweiten Weltkrieg an der
Deportation von Hunderten Menschen beteiligt gewesen sein und rangiert auf
der aktuellen Liste der meistgesuchten Nazi-Kriegsverbrecher des
Simon-Wiesenthal-Zentrums auf Platz vier. Eine von den kroatischen Behörden
beantragte Auslieferung Asners an Kroatien, wo ein Gerichtsverfahren gegen
ihn läuft, ist bisher an den Gutachten gescheitert, die ihm Verhandlungs-
und Vernehmungsunfähigkeit wegen Demenz attestieren. Kärntens
Landeshauptmann Jörg Haider (B) hatte für Asner Stellung bezogen. "Er soll
seinen Lebensabend bei uns verbringen dürfen. Er ist seit Jahren ein
Klagenfurter Bürger, der friedlich bei uns lebt. Das ist eine nette Familie.
Wir schätzen diese Familie sehr", hatte Haider der Wiener Tageszeitung "Der
Standard" gesagt.