Letzten Samstag wurde Jörg Haider in Klagenfurt verabschiedet. Seine letzte Ruhe hat er noch nicht gefunden. Im Gegenteil. Sein Tod wird immer mysteriöser.
Bereits 16 Stunden nach seinen Unfalltod vor zwei Wochen wurde Jörg Haider viereinhalb Stunden eingehend in Graz obduziert – Samstag von 17 bis 21.30 Uhr. Dabei wurde eine Alkoholisierung von 1,8 Promille festgestellt. Von Drogen oder Medikamenten gab es keine Spur. Die Staatsanwaltschaft sprach von Unfalltod. Alles aufgeklärt? Wohl nicht, denn immer mehr Menschen stellen sich Fragen:
1. Hatte Haider K.o-Tropfen im Blut?
„Nein“, sagt die Grazer
Gerichtsmedizinerin Kathrin Yen, die die Obduktion durchführte.
„K.o.-Tropfen könnte man nachweisen. Unser Test war aber negativ“. Aber sie
sagt auch: „Teilweise sind die Untersuchungen im Fall Haider noch am Laufen.
Es gibt verschiedene Verfahren, die dauern einfach länger, wie
Feingewebe-Untersuchungen.“ Und: Haiders Witwe lässt nun eine zweite
Obduktion durchführen.
2. War ein Handy schuld am Crash?
Der Leiter der
Staatsanwaltschaft Klagenfurt, Gottfried Kranz, hat mehrmals erklärt, dass
die Justiz das Mobiltelefon Haiders nicht überprüfen hat lassen. Haben
Haider SMS oder Anrufe abgelenkt? Man wird es wohl nie erfahren, denn: es
sei juristisch nicht von Relevanz, da er bei seinem Unfall niemand anderen
verletzt oder getötet hatte, sagt der Staatsanwalt.
3. War Sabotage im Spiel?
Staatsanwaltschaft und Polizei haben
erklärt, dass schon aus Zeitgründen keine Sabotage möglich war. VW schickte
ein eigenes Expertenteam, um das Gerücht zu entkräften: Der Phaeton war
technisch einwandfrei.
4. Waren es Geheimdienste?
War es ein Mossad-Attentat, wie
FPÖ-Politiker Karlheinz Klement vermutet? Oder ein Türken-Attentat
(kursiert im Internet)? „Haiders Phaeton war mehr als doppelt so schnell wie
erlaubt unterwegs“, so Kranz. Es gibt keinerlei Hinweise auf Fremdeinwirkung.
5. Technischer Bremsdefekt?
Der drei Monate alte Phaeton war
technisch in Ordnung, ergab eine Rekonstruierung des Unfallhergangs durch
VW und dem Kfz-Sachverständigen der Staatsanwaltschaft. Aber: Kann ein
2-Tonnen-Auto wirklich so kaputt gehen?
6. Gab es einen Beifahrer?
Das Internet-Gerücht: Zwei Airbags
waren offen. Ein schwerverletzter Beifahrer sei in ein US-Spital zur
Behandlung ausgeflogen worden. Experten sagen: Bei einem Überschlag öffnen
meistens beide Airbags.
7. Herzinfarkt vor dem Unfall?
Starb Haider, weil er am Steuer
einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall erlitt? Unwahrscheinlich: Ein
leichter Myokard-Infarkt ist bei der Obduktion sofort festzustellen, da das
beschädigte Gewebe des Herzmuskels optisch erkennbar ist. Die Obduktion hat
nichts diesbezügliches ergeben.
8. Stimmt der Alkohol-Gehalt?
Haider war betrunken, so Pathologin
Kathrin Yen. Eine zweite Obduktion werde zu keinem anderen Ergebnis führen
(1,8 Promille): „Ich habe keinerlei Zweifel an meinen Ergebnissen.“ Claudia
Haider (und Freunde) bezweifeln das. Und: Laut Zeitdiagramm hätte Haider nur
50 Minuten Zeit zum Leeren der Wodkaflasche gehabt.
9. Wurde auf Haider geschossen?
Einschusslöcher am Wrack belegen
ein Schussattentat, vermutet nun der esoterische Kopp-Verlag. Obskur, aber
Unfall-Theorien wie diese überschwemmen derzeit das Internet. Je weniger man
weiß, desto wilder schießen die Gerüchte ins Kraut.
10. War es gar Selbstmord?
Kein einziger von Haiders Vertrauten
will jemals bei ihm Suizidabsichten wahrgenommen haben (oder spricht
darüber). In Haiders Auto wurde ein Packung „Sunny Soul“ (leichter
Stimmungsaufheller) gefunden.