Knapp vor seinem Todestag sorgt Jörg Haiders Obduktionsbericht für Wirbel. Haiders Familie tobt.
„Das Maß ist voll“, sagt Schwester Ursula Haubner. „Wir erstatten als Partei Anzeige“, erklärt BZÖ-Chef Josef Bucher. Und das halbe Land fragt sich, wieso der Akt Jörg Haider im Parlament liegt.
Hintergrund der Aufregung: Gestern wurden die letzten Details über Jörg Haiders Tod veröffentlicht. Wie ÖSTERREICH berichtete, steht nun endgültig fest, dass der Kärntner Landeshauptmann alkoholisiert – 7,59 Promille Alkohol im Magen – mit seinem Dienstauto verunglückte.
Staatsanwalt
Haiders Schwester hatte am Donnerstag noch die
Klagenfurter Staatsanwaltschaft im Verdacht, den Bericht an die
Öffentlichkeit gespielt zu haben. Mittlerweile steht allerdings fest, dass
der Haider-Todesakt vom Justizministerium an den Spitzel-Untersuchungsausschuss
und somit an alle fünf Parlamentsparteien geliefert wurde. Im
Spitzel-Ausschuss sollen eigentlich „Abhör- und Beeinflussungsmaßnahmen im
Bereich des Parlaments“ untersucht werden.
„Die ÖVP wollte dem BZÖ schaden“
BZÖ-Chef
Bucher echauffiert sich im ÖSTERREICH-Gespräch: „Alle Fraktionen haben eine
DVD mit diesen Berichten erhalten. Und es gibt gewisse Parteien, die ein
besonderes Interesse haben, uns so knapp vor der Oberösterreich-Wahl zu
schaden. Man braucht sich nur in den Wählerstromanalysen anschauen, welche
Partei an uns verliert.“ Das BZÖ habe daher gegen eine „unbekannte“
Parlamentspartei Anzeige wegen „Bruchs der Amtsverschwiegenheit“ erstattet.
Was Bucher nicht explizit aussprechen will, erklärt hingegen ein anderer BZÖ-Mann: „Wir sind uns sicher, dass die ÖVP das gespielt hat.“ Am 27. September kämpft Haubner als oberösterreichische BZÖ-Spitzenkandidatin um den Einzug in den Landtag.
Hilft die Aufregung dem BZÖ?
Die übrigen Parteien sind
derzeit auffallend zurückhaltend, was den Fall Haider angeht. Ein
Regierungspolitiker meint: „Auch der lebende Jörg Haider hatte stets mit
Aufregung um sich gepunktet. Vielleicht wollen seine Erben nun mit Wirbel um
den toten Jörg Haider punkten.“ Die Justiz muss nun prüfen, wer ihre Akten
an die Öffentlichkeit spielte. Kommende Woche trifft Haubner
Justizministerin Claudia Bandion-Ortner.