Krankenkassenbetrug
Kasse hat die Ärzte im Visier
25.06.2009
Der Ärztekammer-Präsident warnt Patienten vor bösen Überraschungen auf der Honorarnote. Psychiater droht Arbeitsverbot.
Die Jagd auf Ärzte, die sich auf Kosten der Krankenkassen zu bereichern versuchen, ist eröffnet. Wie berichtet, wurde vor Kurzem ein Oberkärntner Psychiater von einem eigens in der Kärntner Gebietskrankenkasse installierten Computersystem als Honorarschwindler entlarvt. Er soll nicht weniger als eine Million Euro von der Kasse abgezockt haben. Der Mann arbeitet nun als Wahlarzt weiter. Doch auch hier geriet er in das Visier der Prüfer: Seine von über tausend (!) Patienten eingereichten Rechnungen wurden samt und sonders zurückgewiesen.
Falsche Leistungen verrechnet
„Es wurden Leistungen verrechnet,
die wir nicht im Leistungskatalog haben und daher auch nicht bezahlt
werden“, heißt es aus der Kasse. Die Folge: Die Patienten blieben auf ihren
oft sehr hohen Behandlungskosten zur Gänze sitzen. „Patienten werden
dringend ersucht, bevor sie einen Wahlarzt aufsuchen, sich dessen
Behandlungskosten vorher offen legen zu lassen, damit es hinterher keine
bösen Überraschungen gibt. Die Honorarordnung muss dem Patienten mitgeteilt
werden“, so der Kärntner Ärztekammer Präsident Othmar Haas.
Patienten-Aufklärung
So müssen Patienten auch darüber
aufgeklärt werden, welche Leistungen von der Kasse nicht bezahlt werden. Im
Falle des erwischten Psychiaters steht Haas zur Kasse: „Wir haben das
Problem gemeinsam aus der Welt geschafft, der Rest ist Sache des Gerichtes.“
Dem Seelendoktor, der wie berichtet Leistungen verrechnete für die er 65
Arbeitsstunden an einem Tag gebraucht hätte, droht im Falle eines
Schuldspruches sogar ein Arbeitsverbot. Die Krankenkassen, denen es ohnehin
an Geld mangelt, rüsten jetzt weiter gegen Schwindler auf: So hat das
Computersystem dieser Tage in Kärnten einen Zahnarzt erwischt, dessen
Abrechnungen zu 100 Prozent über dem Durchschnitt der Kollegen liegen.
Zahnarzt trickste
Die Prüfer fragten bei den Patienten nach und
schon zappelte der Fisch im Netz. Bei mindestens 20 Patienten wurde
festgestellt, dass der Kasse verrechnete Leistungen nicht erbracht wurden.
Der Kassenvertrag des Zahnarztes wurde gekündigt.