Schock beim Baden

Krokodil-Alarm in Österreich

23.08.2012

Reptil in Fischereirevier von FPK-Chef Kurt Scheuch gesichtet.

Zur Vollversion des Artikels
Zur Vollversion des Artikels

Es war der Schreck ihres Lebens: Chiara und Marcel (beide elf) waren Mittwochnachmittag wie so oft in der Drau bei Sachsenburg schwimmen. Gegen 17.30 Uhr saßen sie auf einer Flussinsel, als sie einen „Baumstamm“ im Wasser treiben sahen, der sich aber dann bewegte. „Als ich die schwarzen Glupschaugen sah, dachte ich sofort an ein Krokodil“, erzählt Marcel im Gespräch mit ÖSTERREICH.

In Panik schwammen die Kinder die letzten Meter ans rettende Ufer. Auf der Sandbank, wo sie ihre Sachen abgelegt hatten, schnappte sich das Krokodil Chiaras Crocs: Einen Schuh fraß es, den zweiten biss es an, bevor es sich wieder ins Wasser zurückzog und verschwand.

Kein Märchen. Alles nur ein schrecklicher Albtraum? „Die Kinder sind absolut glaubwürdig“, sagt Helga Happ vom gleichnamigen Reptilienzoo in Klagenfurt. Sie konnte anhand der Bissspuren im Plastikschuh bestätigen, dass Chiara und Marcel kein Märchen erzählen.

Drau-Ufer: Hier soll das Krokodil zugeschnappt haben

© APA

Bild: APA

Krokodil-Jagd. Am Donnerstag begann die große Krokodiljagd. Unter anderem waren zwei Boote der Feuerwehr und ein Polizeihubschrauber im Einsatz. „Wir haben das Gelände auf einer Länge von zwei Kilometern und einer Breite von 200 Metern abgesperrt“, so der Bezirkshauptmann von Spittal an der Drau, Klaus Brandner.

Die Sperre gelte bis auf Weiteres und werde von der Polizei überwacht.

Die Chance ist groß, dass das Reptil bald gefunden wird. Denn die Drau ist an sich zu kalt für das wechselwarme Tier. Nur in diesem Abschnitt fließt der Fluss aufgrund einer Biegung träge dahin und wärmt sich so weit auf, dass ein Krokodil darin über­leben kann.

Lebensgefahr. Um welche Gattung es sich handelt, steht nicht fest: „Es könnte ein kleinwüchsiges sein, etwa ein Kaiman, aber auch ein junges großwüchsiges“, sagt Reptilien-Expertin Happ. Nilkrokodile können bis zu sieben Meter lang werden. Für Menschen besteht bei einer Begegnung absolute Lebensgefahr: „Ein Krokodil packt seine Beute und zieht sie ins Wasser, um sie zu ertränken. Da kann die Beute auch größer sein als ein Krokodil.“

Illegal. Woher das Krokodil stammt, ist derzeit unklar. Fix ist aber, dass es illegal gehalten wurde. Denn Kärnten ist neben Wien das einzige Bundesland, das die Haltung von Krokodilen und Alligatoren wegen der Gefährlichkeit der Tiere generell verbietet.

Chiara & Marcel (11): „Können nicht mehr schlafen“
ÖSTERREICH:
Wie habt ihr das Krokodil erkannt?
Marcel:
Ich dachte mir: Schau, ein Baumstamm, aber der zuckt so komisch. Als ich die schwarzen Glupschaugen sah, dachte ich sofort an ein Krokodil.
Chiara:
Wir mussten noch drei Meter schwimmen. Ich hatte Panik.

ÖSTERREICH: Wo hat es deine Schuhe erwischt?
Chiara:
Einen Schuh hat es angebissen, einer war schon weg. Den hat es ins Wasser mitgenommen.
Marcel:
Ich habe dann gesehen, dass eine Forelle aufgesprungen ist im Wasser, da hat das Kroko gefressen. Da konnte ich es genau sehen: Es war ein Krokodil, hundertprozentig sicher.
Chiara:
Es war etwa zwei Meter lang.

ÖSTERREICH: Wie habt ihr geschlafen? Habt ihr vom Krokodil geträumt?
Chiara:
Wir haben ganz schlecht geschlafen. Wir sind immer wieder wach geworden. Und heute gehen wir in ein Schwimmbad. Zur Drau wollen wir nicht mehr.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel