Der 28-jährige, der ums Leben kam, verließ vor einem Jahr seine Familie
Mit zehn Messerstichen im Körper wurde der 28-jährige Serbe mitten in Villach aufgefunden. Montag erlag er seinen schweren Verletzungen. Der mögliche Hintergrund der Gräueltat: Ehrenmord. Die Polizei ermittelt jedenfalls in diese Richtung. Verhaftet wurde ein Kurde, der nun vom Villacher Rechtsanwalt Hans Gradischnig verteidigt wird.
Zur Familiengeschichte des Opfers: Der Serbe hatte sich vor einem Jahr von seiner Frau, der Mutter von drei Kindern, scheiden lassen. Ihr Bruder hatte ihn deshalb in der Tatnacht zur Rede gestellt und attackiert. „Ich weiß, dass es eine schreckliche Optik ist und die Anklage wohl auf Mord lauten wird. Im schlimmsten Fall droht lebenslängliche Haft“, so der Anwalt in einer ersten Stellungnahme.
Gradischnig glaubt aber an ein besseres Ende für seinen Klienten: „Nach meiner Einschätzung war es Körperverletzung mit letztlich leider tödlichen Ausgang.“ Das habe sich jedenfalls in einem ersten Gespräch mit seinem Mandanten gezeigt. „Er hatte sicher nicht den Vorsatz, seinen Schwager zu töten. Bei Mord kommt es genau darauf an, ob er auch die Absicht hatte, seinen Schwager umzubringen.“
Käme er bei Gericht mit dieser Ansicht durch, würde sein Mandant möglicherweise nur zu einigen Jahren Freiheitsentzug verurteilt. Aber die Kriminalisten fahren gegen den in U-Haft sitzenden Kurden und seinen Topanwalt mit schweren Geschützen auf: „Er hat gleich zehnmal zugestochen und dann sich sogar der Tatwaffe entledigt, indem er sie in die Drau geworfen hat“, so ein Kriminalbeamter. Gradischnig: „Das ist ja der springende Punkt. Mein Klient war in diesen Minuten, als das passierte, in einem Ausnahmezustand.“ Ein Umstand, den ein psychiatrischer Gutachter nun klären soll.