Tödlicher Heli-Absturz
Neue Details zum Tod von Hannes Arch
24.06.2018
Der Kunstflugpilot ist im September 2016 gestorben - nun ist der Endbericht zum Unfall fertig.
Am 8. September 2016 ist der Kunstflugpilot Hannes Arch bei einem Hubschrauberabsturz im Großglocknergebiet in Kärnten ums Leben gekommen. Nun hat die Sicherheitsuntersuchungsstelle des Bundes (SUB) den Endbericht veröffentlicht. Demnach war Orientierungsverlust Ursache für den tödlichen Absturz. Der Bericht weist allerdings Unstimmigkeiten auf.
Medien hatten darüber berichtet und festgestellt, dass der Schlussbericht der SUB - eine eigenständige nachgeordnete Dienststelle des Verkehrsministeriums - Differenzen aufweist. Arch hatte die Elberfelder Hütte im Gößnitztal in der Gemeinde Heiligenblut am 8. September 2016 mit Lebensmitteln versorgt, um 21.02 Uhr startete er die Triebwerke des Robinson R66. Der Hüttenwirt hatte sich spontan entschlossen, mit nach Salzburg zu fliegen. Der Deutsche wurde bei dem folgenden Absturz schwer verletzt. Als die Bergrettung gegen 4.30 Uhr am Unfallort eintraf, war Arch bereits tot, er starb an einem Genickbruch.
Unstimmigkeiten
Im Endbericht zum Unfall wird nun festgehalten, dass "der Pilot zum Unfallzeitpunkt im Besitz der für die Durchführung dieses Fluges erforderlichen Berechtigungen" war. Dies ist so allerdings nicht richtig. Als Unfallzeitpunkt wird 21.08 Uhr angegeben, so spät hätte der gebürtige Steirer gar nicht mehr fliegen dürfen. Die luftfahrtbehördliche Außenlandebewilligung - die Hütte befindet sich in der Kernzone des Nationalparks Hohe Tauern - erlaubte Versorgungsflüge lediglich von 9.30 bis 16.00 Uhr. Außerdem sah die Bewilligung der Kärntner Landesregierung maximal drei Außenlandungen und Außenabflüge in der Zeit von 15. Juni bis 15. September 2016 vor.
Laut Zeitungsberichten war es laut Albert Kreiner, dem zuständigen Abteilungsleiter beim Land Kärnten, der erste schriftlich angemeldete Versorgungsflug gewesen. Allerdings ist Arch laut der Zeitung bereits an zwei weiteren Tagen bei der Hütte gewesen. Fotos von einem dieser Flüge sind noch heute auf der Facebook-Seite der Elberfelder Hütte zu sehen.
"Starke Blendwirkung"
Im Endbericht heißt es weiter, dass die erforderliche Flugvorbereitung "nicht zur Gänze vorgefunden und rekonstruiert" wurde. Außerdem hatte Arch im Flugplan als Abflugpunkt den Heliport St. Johann im Pongau angegeben und nicht die Elberfelder Hütte. Der 48-jährige Arch war mit einer Fluggeschwindigkeit von ungefähr 53 Knoten - also rund 100 km/h - gegen eine Felswand geprallt. Die Flugerfahrung des gebürtigen Steirers wird im Bericht mit mehr als 1.019 Stunden angegeben, Hubschrauber des Typs Robinson R66 steuerte Arch knapp 184 Stunden. Nachtsicht-Flugerfahrung hatte er mehr als 28 Stunden.
Zum Zeitpunkt des Unfalls war der Landescheinwerfer eingeschaltet, die Instrumentenbeleuchtung im Hubschrauber nicht gedimmt. Dies stellt "für den Piloten eine starke Blendwirkung dar", heißt es im Untersuchungsbericht. Der Unfall passierte nach rund 90 Sekunden. "Im Lichtkegel des Landescheinwerfers wahrgenommene Steine und Felsen traten für den Piloten daher überraschend auf." Die Leuchtweite des Landescheinwerfers betrug laut Bericht 60 Meter, bei der geflogenen Geschwindigkeit hatte der Pilot also 2,2 Sekunden Zeit, "um einem Objekt, welches in diesem Lichtkegel auftritt, rechtzeitig auszuweichen". Diese Zeit war "aufgrund der fehlenden Sicht außerhalb des Landescheinwerferkegels nicht mehr gegeben".
Orientierungsverlust
Die Untersuchungsstelle kam in ihrem Bericht zu dem Schluss, dass der Unfall auf "Orientierungsverlust währen des Fluges" zurückzuführen ist. "Die zum Unfallflug herrschende Nacht mit einem sehr geringen natürlichen Lichtanteil in Kombination mit keiner künstlichen Lichtquelle in diesem Tal und auch bei dessen Talausgang erschwerte die Orientierung zu einem hohen Maße." Sicherheitsempfehlungen werden im Endbericht im Übrigen keine abgegeben.
Arch hat sich als Extremsportler einen Namen gemacht. Er war Bergsteiger, Pilot (Kunstflug, Stunt, Helikopter, Rennflugzeuge, Hängegleiter, Paragleiter) und Unternehmer. Er flog seit vielen Jahren beim Red Bull Air Race mit und holte sich als erster Europäer 2008 den Weltmeistertitel in dieser Rennserie.