Jener Ex-Pilot, der seinen Sohn in Südafrika von Geburt an gefangen hielt, ließ sein Kind in ständiger Angst vor allen Fremden aufwachsen.
Langsam kommt Licht in das Familiendrama rund um den kürzlich verstorbenen 68-jährigen Auswanderer und seinen achtjährigen Sohn. Wie berichtet hatte der Ex-Pilot das Kind seit der Geburt in seinem Haus bei Johannesburg versteckt, es durfte keinen Kontakt zur Außenwelt haben. Erst als der Horror-Vater mit Herzproblemen ins Spital musste, wurde der Bub befreit.
Paranoia
Auslöser für das jahrelange Martyrium des Kindes dürfte
die wachsende Paranoia des Kärntners gewesen sein. Hartmut P. galt bei
seinen Nachbarn früher als eher zurückhaltend, aber umgänglich. „Er half, wo
er konnte. Selber bat er jedoch nie um Unterstützung“, erzählte ein Anrainer
über den Österreicher.
Pistole
Vor rund acht Jahren, also ungefähr zum Zeitpunkt der
Geburt des Buben, dessen Mutter eine – inzwischen verschollene –
afrikanische Putzfrau ist, änderte sich das Verhalten des Kärntners radikal:
Er zog Mauern um sein Grundstück, sicherte sie mit Stacheldraht und Kameras
– außer Haus ging er nur noch mit einer Pistole. „Der Mann glaubte, jemand
habe ihm einen Mikrochip ins Rückenmark gepflanzt und er werde überwacht und
bespitzelt“, sagte ein südafrikanischer Polizeiermittler in einem Interview.
Verrückt
Gegen Beamte hatte Hartmut St. eine besonders große
Abneigung, die er auch seinem Sohn einimpfte. „Ich hasse Polizisten, ich
hasse diese Bastarde“, schrie der Bub, als er nach seiner Befreiung
Uniformierte sah und versuchte, die Männer zu beißen. Sonst spricht der
Achtjährige indes fast nur in Filmzitaten, die er sich von DVDs gemerkt
hatte. Videos schauen und Tierstimmen imitieren war fast die einzige
Beschäftigung des Kindes, das in einer verlotterten Garage hausen musste und
dem von seinem Vater suggeriert wurde, der Zweite Weltkrieg wäre noch nicht
vorbei. Ein Arzt: „Das Aufwachsen in dieser verrückten Welt aus Paranoia,
Angst und Hass haben die Psyche des Jungen schwer geschädigt.“