Gift-Skandal

Zementwerk verarbeitete 100.000 Tonnen HCB-Kalk

10.12.2014

Betreiber: "Haben nicht gegen die behördlichen Bescheide verstoßen."

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© TZ ÖSTERREICH
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Zementwerkbetreiber Wietersdorfer&Peggauer hat am Mittwoch in einer Aussendung die "Verantwortung, bei der Lösung der HCB-Problematik in der Region mitzuarbeiten", übernommen. Zugleich wird betont, nicht gegen die behördlichen Bescheide verstoßen zu haben. Zudem habe man die Blaukalk-Verbrennung freiwillig gestoppt, hieß es. Dies wird von Krisenkoordinator Albert Kreiner allerdings bestritten.

Streit über Auflagen der Behörde
"Das Einreichprojekt mit der angegebenen Blaukalk-Aufgabestelle, der sogenannten Tinkalbox, wurde ohne Auflagen von der Behörde genehmigt", heißt es in der Aussendung des Unternehmens. Im Bescheid, der am 15. Dezember 2010 ausgestellt worden ist, steht allerdings wörtlich, dass "der Blaukalk an der Schnittstelle zwischen Drehrohrofen und Wärmetauscher (Einlaufkammer DO III) bei einer Temperatur von 850 - 1100 ° Celsius über eine Schure eingebracht werden soll". Diese Temperaturvorgabe ist bei der Blaukalkverbrennung nicht eingehalten worden, wie Geschäftsführer Wolfgang Mayr-Knoch Anfang Dezember auch dezidiert zugegeben hat.

Das Unternehmen spricht in seiner Aussendung davon, "dass es über den vorgeschriebenen Förderweg von der Aufgabestelle zum Drehrohrofen nunmehr Auffassungsunterschiede mit der Behörde" gebe. Die verfahrenstechnische Umsetzung der Blaukalk-Eingabe sei unter anderem auf der Grundlage der Machbarkeitsstudie des Landes erfolgt.

Dazu wird abgestritten, dass die Behörde den Blaukalk-Einsatz untersagt hätte. Das sieht Albert Kreiner etwas anders: "Das war eine unmittelbare behördliche Anordnung." Der Betriebsleiter und ein Techniker hätten bei der Besprechung am 7. November zugesagt, als Sofortmaßnahme die Zuführung des Blaukalks über die Rohmehlmühle einzustellen und ihn nur noch über den sogenannten Calcinator einzubringen. Erst nach einer längeren Diskussion hätten sie die behördliche Anordnung "freiwillig zur Kenntnis genommen", betonte Kreiner.

100.000 Tonnen HCB-Kalk
Insgesamt wurden im Zementwerk seit Sommer 2012 rund 100.000 Tonnen HCB-belasteter Blaukalk verarbeitet, 95.000 Tonnen davon wurden offenbar bei zu niedrigen Temperaturen eingebracht, wodurch das Hexachlorbenzol nicht vollständig zersetzt wurde und in die Umwelt gelangte.
 

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