Der Leichnahm Otto Habsburgs wird derzeit in Bayern aufgebahrt.
Der Leichnam und das Herz des verstorbenen Kaisersohnes Otto Habsburg-Lothringen sollen getrennt bestattet werden. Das Herz des Sohnes des letzten österreichischen Kaisers werde im ungarischen Kloster Pannonhalma beerdigt, sagte der Biograf von Habsburgs, Stephan Baier, der dpa in Wien. Dies entspreche der Tradition der Familie, in der es stets eine eigene Herzbestattung gegeben habe. Habsburgs Sprecherin Eva Demmerle sagte, dass die Herzbestattung am 17. Juli stattfinden werde, einen Tag nach der Beisetzung Habsburgs in der Wiener Kapuzinergruft.
Aufbahrung in Deutschland
Der Leichnam Otto Habsburgs wird ab morgen Dienstag, 5. Juli, um 12.00 Uhr in der Kirche St. Ulrich im bayerischen Pöcking aufgebahrt. Während der Aufbahrung werde durchgehend "Ewige Anbetung" vor dem Allerheiligsten Altarssakrament gehalten. Die Kirche St. Ulrich wird rund um die Uhr geöffnet sein und ein Kondolenzbuch liegt aus. Die Öffentlichkeit ist jederzeit zur Teilnahme eingeladen.
Tod am Starnberger See
Otto von Habsburg starb am Montag in der Früh im Alter von 98 Jahren in seinem Haus in Pöcking am Starnberger See im deutschen Bundesland Bayern. Otto sowie Regina von Habsburg, die im Februar 2010 starb, sollen eine gemeinsame letzte Ruhestätte in der Familiengruft der Habsburger unter der Kapuzinerkirche in Wien finden. Die Särge sollen bei einem Requiem im steirischen Wallfahrtsort Mariazell zusammengeführt werden. Der Sarg von Regina von Habsburg werde von der Veste Heldburg in Südthüringen umgebettet.
Seit einem Jahr verwitwet
Otto Habsburg, seit dem Tod seiner Gemahlin Regina im Vorjahr verwitwet, ist nach Angaben einer Mitarbeiterin "friedlich eingeschlafen". Der Ehrenpräsident der Paneuropa-Union hinterlässt sieben Kinder, 22 Enkelkinder und zwei Urenkel. Chef des Hauses Habsburg ist sein ältester Sohn Karl Habsburg-Lothringen, der in Österreich lebt. Der Verstorbene war Träger zahlreicher hoher Auszeichnungen. Zuletzt hatte ihm der französische Präsident Nicolas Sarkozy das Großkreuz des Ordens der Ehrenlegion verliehen.
Bestattung in der Kapuzinergruft in Wien
Sein Sohn Karl erklärte am Montag zum Tod des ehemaligen Erzherzogs: "Mein Vater war eine überragende Persönlichkeit. Mit ihm verlieren wir einen großen Europäer, der uns in allem, was wir heute tun, über die Maßen geprägt hat." Otto Habsburg soll nach seinem Tod nach Wien zurückkehren. Nach einem Requiem im Wiener Stephansdom am 16. Juli werde der Verstorbene in der Kapuzinergruft, der Kaisergruft der Habsburger, beigesetzt, bestätigte Kardinal Christoph Schönborn.
Vier Requiem
Es seien für den Kaisersohn insgesamt vier Requien geplant, zitierte die deutsche Nachrichtenagentur dpa eine Sprecherin des Hauses Habsburg: Am Samstag in Pöcking, am kommenden Montag in München, am Mittwoch darauf im österreichischen Wallfahrtsort Mariazell und schließlich am Samstag in Wien
© APA/ dpa
Otto Habsburg neben seinen Eltern Kaiser Karl von Österreich und Kaiserin Zita, die Tochter Adelheid auf dem Schoß hält (1914)
© APA/ EPA
Otto Habsburg in seinem Haus in Pöcking (2007)
© APA/ Pfarrhofer
Otto habsburg mit seiner 2010 verstorben Frau Regina (Links) bei ihrer Goldenen Hochzeit (2002)
© APA/ Pfarrhofer
Otto Habsburg in der Hofburg (2002)
© APA/ Jäger
Otto Habsburg im österreichischen Parlament (2008)
© APA/ Schlager
Otto habsburg mit seiner Frau REgina beim besuch der Kaisergruft (2203)
© APA/ Schlager
Otto Habsburg im Stephansdom anlässlich einer Messe zu seinem 95. Geburtstag (2007)
© APA/ Schlager
Otto Habsburg mit seiner Frau Regina an seinem 90. Geburtstag (2002)
© APA/ dpa
Otto Harkus beim Besuch des Circus Krone in München. Im Hintergrund sein Sohn Georg (2007)
© APA/ dpa
Otto Habsburg in seinem Haus in Pöcking (2007)
20 Jahre EU-Parlament
Otto Habsburg, der zwanzig Jahre - von 1979 bis 1999 - für die bayerische CSU als Abgeordneter dem Europäischen Parlament angehörte, besaß die deutsche, österreichische und ungarische Staatsbürgerschaft. Er war der mit Abstand dienstälteste Europa-Parlamentarier. Seit einem Treppensturz vor zwei Jahren war der ehemalige Kronprinz der österreichisch-ungarischen Monarchie gesundheitlich angeschlagen.
Im Außenpolitischen Ausschuss des Europaparlaments setzte sich Otto Habsburg für die Länder jenseits des Eisernen Vorhangs ein und kämpfte für das Selbstbestimmungsrecht der Völker, für Minderheitenrechte und für eine rasche Osterweiterung der EU nach dem Zusammenbruch des Ostblocks 1989. Er war Initiator und Schirmherr des "Paneuropäischen Picknicks" an der österreichisch-ungarischen Grenze, bei dem mehr als 600 DDR-Bürger nach Österreich flüchteten. 31 Jahre war er als Nachfolger des Gründers, Graf Richard Coudenhove-Kalergi, Präsident der Internationalen Paneuropa-Union.
Nächste Seite: Die wichtigsten Daten im Leben von Otto Habsburg
Otto Habsburg-Lothringen, der am Montag in Bayern 98-jährig verstorben ist, war als Kind des 1918 entthronten Kaisers Karl der letzte Kronprinz der österreichisch-ungarischen Monarchie. Ein Rückblick auf sein bewegtes Leben:
20. November 1912
In der Villa Wartholz bei Reichenau an der Rax in Niederösterreich kommt das erste Kind von Erzherzog Karl, dem Großneffen von Kaiser Franz Joseph I., und Erzherzogin Zita zur Welt. Die Mutter, eine geborene Prinzessin von Bourbon-Parma, ist eine Tochter des vertriebenen letzten Herzogs von Parma. Das Kind wird am 25. November auf die Namen Franz Joseph Otto Robert Maria Anton Karl Max Heinrich Sixtus Xaver Felix Renatus Ludwig Gaetan Pius Ignatius durch den Wiener Erzbischof Kardinal Franz Xaver Nagl getauft. Taufpate ist der Kaiser.
21. November 1916
Kaiser Franz Joseph stirbt. Durch die Thronbesteigung von Karl I. wird Erzherzog Otto Kronprinz von Österreich-Ungarn.
11. November 1918
Kaiser Karl verzichtet auf "jeden Anteil an den Staatsgeschäften", vermeidet aber eine ausdrückliche Abdankung. Am darauffolgenden Tag wird die Republik ausgerufen. Die Familie wird auf Schloss Eckartsau im Marchfeld untergebracht.
24. März 1919
Der Ex-Kaiser und seine Familie gehen ins Zwangsexil in die Schweiz. Durch die am 3. April verabschiedeten Habsburger-Gesetze (Landesverweisung, Enteignung) wird die Dynastie ihrer Herrscherrechte und sonstigen Vorrechte für verlustig erklärt. Nach zwei misslungenen Restaurationsversuchen in Ungarn wird die Familie auf Beschluss der Siegermächte des Ersten Weltkriegs Ende 1921 nach Madeira verbannt.
1. April 1922
Ex-Kaiser Karl I. stirbt in der Villa Quinta do Monte bei Funchal und hinterlässt acht Kinder. Otto wird Oberhaupt des Hauses Habsburg-Lothringen unter der Vormundschaft seiner Mutter Zita und Thronprätendent.
Mai 1922
Übersiedlung nach Spanien, u.a. in das baskische Fischerstädtchen Lequeitio.
Oktober 1929
Die Familie lässt sich in Belgien nieder. Nach mit Auszeichnung bestandener Reifeprüfung Studium der Staats- und Sozialwissenschaften an der Universität Löwen. Annahme des lothringischen Titels Herzog von Bar. (Otto ist direkter Nachkomme in siebenter Generation von Franz Stephan von Lothringen - als römischer Kaiser Franz I., dem Gemahl Maria Theresias.)
1935
Promotion mit einer Arbeit über das gewohnheitsrechtliche und gesetzliche bäuerliche Erbrecht in Österreich. Die Ständestaats-Regierung von Bundeskanzler Kurt Schuschnigg hebt im Juli die Landesverweisung auf. 1.603 österreichische Gemeinden verleihen dem Thronprätendenten die Ehrenbürgerschaft.
1936
Mitglied der von Richard Nikolaus Graf Coudenhove-Kalergi gegründeten "Paneuropa-Union".
17. Februar 1938
Brief an Schuschnigg mit der Aufforderung zur Bildung einer gegen Hitler gerichteten Allparteienregierung. Otto erklärt sich bereit, zur Verteidigung Österreichs selbst Bundeskanzler zu werden. Hitler lässt die Einmarschpläne mit dem Code-Namen "Unternehmen Otto" versehen. Am 20. April titelt das NSDAP-Organ "Völkischer Beobachter": "Habsburgs entartetster Spross ein landesflüchtiger Verbrecher". Deutscher Steckbrief vom 22. April.
Mai 1940
Flucht von Luxemburg (dessen regierende Großherzogin Charlotte mit einem Bruder von Ex-Kaiserin Zita verehelicht ist) nach Frankreich und von dort über Portugal in die USA. Mehrere Zusammenkünfte mit Präsident Franklin D. Roosevelt und Außenminister Cordell Hull.
August 1943
Zusammenkunft mit Roosevelt und dem britischen Premierminister Winston Churchill in Quebec. Wenige Wochen später legen sich die Alliierten auf die Wiederherstellung der Souveränität Österreichs fest ("Moskauer Deklaration" vom 1. November).
1944-54
Exil in Frankreich und Spanien. Aufenthalt in Tirol in der zweiten Jahreshälfte 1945. Die Provisorische Staatsregierung setzt Landesverweisung wieder in Kraft. In einem Brief an Roosevelt hatte Otto von einer Anerkennung dieser von Karl Renner geführten Regierung abgeraten. Am 10. Mai 1951 Heirat mit Prinzessin Regina von Sachsen-Meiningen in Nancy.
1954
Die Familie lässt sich in der "Villa Austria" in Pöcking am Starnberger See in Bayern nieder.
1957
Innenminister Oskar Helmer (SPÖ) legt den Namen "Dr. Otto Habsburg-Lothringen" fest. Die Führung des dynastischen Namens "Otto von Österreich" wird amtlich untersagt. Der Reisepass trägt den Vermerk "Gültig für alle Staaten der Welt, ausgenommen Österreich".
31. Mai 1961
Verzichtserklärung gemäß Habsburger-Gesetz. Verfassungsgerichtshof erklärt sich für nicht zuständig, Verwaltungsgerichtshof entscheidet 1963, dass sie ausreichend sei ("Habsburg-Krise", von der SPÖ zur Staatsaffäre gemacht).
31. Oktober 1966
Erste Wiedereinreise nach Österreich.
1972
Handschlag mit dem SPÖ-Vorsitzenden Bundeskanzler Bruno Kreisky anlässlich des 50-jährigen Paneuropa-Jubiläums.
1973
Wahl zum Präsidenten der Internationalen Paneuropa-Union.
1978
Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft.
1979
Wahl ins Europaparlament auf der Liste der bayerischen CSU. Wiederwahl 1984, 1989 und 1994. Mitglied der CSU seit 1982. Alterspräsident des Europäischen Parlamentes 1997.
2007
Empfang durch Bundespräsident Heinz Fischer in der Hofburg.