Die Bergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner wagt im März 2009 den nächsten Anstieg auf einen Achttausender.
Sie hat elf der 14 höchsten Berge der Welt bestiegen, gilt als eine der besten Extrembergsteigerin und entging auf dem Dhaulagiri in Nepal nur knapp dem Tod. Gerlinde Kaltenbrunner bereitet sich gerade intensiv auf ihren nächsten Achttausender vor. Im März will sie den 8.516 Meter hohen Himalaya-Riesens Lhotse besteigen. "Der dritte Anlauf", bemerkt sie lächelnd.
Bronchitis führte zum Abbruch
Im Mai hat eine Bronchitis bei
Kaltenbrunners Ehemann Ralf Dujmovits zum Abbruch der Besteigung des Lhotse
geführt. Die oberösterreichische Alpinistin und der deutsche Bergsteiger
David Göttler sind zwar zunächst zu zweit weitergeklettert, sie haben sich
allerdings auf rund 8.150 Metern zur endgültigen Umkehr entschieden.
Neue Herausforderung
Jetzt fokussiert sich alles auf die neue
Herausforderung am Lhotse, so die Extrembergsteigerin, die in einer Woche
ihren 38. Geburtstag feiert. Lange Ausdauerläufe, Mountainbike-Touren,
Langlaufausflüge sowie Felsklettern sollen die Wahl-Schwarzwälderin, die
eigentlich aus Spital am Phyrn kommt, und ihren Mann in Bestform bringen.
Sogar ihren Weihnachtsurlaub nutzt sie fürs Klettern: In Thailand wird sie
die Felswände bei Krabi erkunden.
Dass die beiden wieder zum Lhotse zurückkehren, ist kein Wunder, schließlich ist der Lhotse der einzige Achttausender, dessen Gipfel Dujmovits noch nicht bestiegen hat. Und auch Kaltenbrunner fehlt dieser Berg noch neben dem Mount Everest und dem K2.
"Jeder muss auf seinen Körper hören"
Das mit
dem Umkehren, wenn es für die Gesundheit zu gefährlich wird, ist so eine
Sache, meinte Kaltenbrunner. "Viele Bergsteiger sehen nur noch den Gipfel
und vergessen alles rundherum. Das sind schon viele nicht mehr
heruntergekommen", weiß die Alpinistin bei der Präsentation der Sportbrillen
von adidas eyewear. Da sei man ganz auf sich alleine gestellt. "Es muss
jeder auf seinen Körper hören. Wenn ich Kopfschmerzen bekomme, vertrage ich
die Höhe wahrscheinlich nicht, wenn mir in den Zehen kalt ist, könnten sie
abfrieren", meinte Kaltenbrunner. "Denn das, was es ausmacht, ist, dass man
wieder gut runter kommt."
Ausrüstung wichtig
Deswegen ist für die Oberösterreicherin
die Ausrüstung wichtigster Bestandteil. Neben guter Kleidung und Schuhen
gibt es noch einen anderen Lebensretter beim Höhenbergsteigen: "Ein
Lawinen-Verschütteten-Suchgerät (LVS) entscheidet über Leben und Tod",
meinte Kaltenbrunner. "Doch mit dem LVS muss man gut umgehen können. Das
muss geübt werden. Vor der ersten Verwendung einfach ins Gelände gehen, das
LVS von einem Freund vergraben lassen und schauen, ob man es findet."
LIcht und Wind werden unterschätzt
Ebenso werde Licht und
Wind in den Bergen unterschätzt: Beim Höhenbergsteigen, aber auch bei
Skitouren und Gletscher-Wanderungen kommt es besonders für die Augen zu
einer UV-Belastung, die um ein Vielfaches intensiver ausfällt als in
Tallagen: Pro 300 Höhenmeter nimmt die UV-Belastung um etwa vier Prozent zu,
die schneereiche Umgebung im Hochgebirge reflektiert die UV-Strahlung bis zu
93 Prozent.
Brenzlige Situationen
Zu den brenzligen Situationen, die
Kaltenbrunner in ihrer Bergsteigerlaufbahn erleben musste, gehörten Stürme,
die sie und ihre Bergkameraden in großer Höhe überraschten. "Man erkennt
kaum mehr etwas, alles ist nur noch weiß", erinnert sich Alpinistin.
"Aufrechtstehen wird bei Windböen von 100 Stundenkilometern unmöglich. Ich
habe das beim Abstieg vom Kangchendzönga (8.586 Meter, dritthöchster Berg
der Welt, Anm.) erlebt und musste mich regelrecht zum Lager hinabtasten."
Unvorhersehende Naturereignisse musste Kaltenbrunner etwa auch auf dem 8.167 Meter hohen Dhaulagiri in Nepal, als sie von einem Schneebrett erfasst wurde. Zwei Bergsteiger starben bei dem Unglück, Kaltenbrunner überlebte. Ob der Klimawandel für diese Naturkräfte verantwortlich ist? Die Extremsportlerin hat in den vergangenen Jahren die Zunahme von Steinschlägen beobachtet. "Natürlich kann man präventiv Wege mit Felswänden meiden, um Steinschlägen auszuweichen. Aber etwa am Dhaulagiri (im Himalaya, Anm.) muss man zwingend durch eine Felswand durch. Da sind wir die Route in der Nacht gegangen, weil am Tag die Gefahr durch die Sonneneinstrahlung größer ist."