Kampusch-Mutter Brigitte Sirny spricht in einer neuen Doku über die Vorwürfe eines privaten Ermittlers nach dem Verschwinden ihrer Tochter.
Natascha Kampusch, die damals 10-Jährige, wurde am 2. März 1998 auf dem Weg zur Schule von Wolfgang Priklopil entführt und in einem Kellerverlies in Strasshof an der Nordbahn (NÖ) gefangen gehalten. Acht Jahre lang dauerte die Suche nach ihr, bis sie am 23. August 2006 flüchten konnte. Als Natascha verschwand, begann auch für ihre Mutter Brigitte Sirny (geborene Kampusch) ein Albtraum. In einer neuen Doku des britischen Senders "Channel 5" spricht sie über diese schwere Zeit und den Vorwürfen mit denen sie konfrontiert war.
Der Dokumentarfilm "The Girl in the Cellar: 8 Years Underground" untersucht die grausamen Verschwörungstheorien, denen die Mutter Nataschas ausgesetzt war. So sei sie von einem privaten Ermittler fälschlicherweise beschuldigt worden, ihre Tochter getötet und in einen See geworfen zu haben. "Ein Privatdetektiv sagte, ich hätte sie getötet und in den See geworfen. Das machte mich noch wütender. Es war sehr schwer, das alles durchzustehen. Ich stand draußen auf dem Balkon und wollte springen", sagt Brigitte Sirny in der Doku. "Gott sei Dank bin ich wieder rein gegangen. Aber dann bin ich drei Monate nicht auf den Balkon gegangen. Es hat sehr tiefe Wunden verursacht", so Brigitte Sirny. Sie erinnert sich in der Doku daran, wie Fremde auf der Straße sie als Mörderin gebrandmarkt hätten.
Natascha Kampusch spricht über die Entführung
Natascha Kampusch erzählt in der Briten-Doku über den Moment ihrer Entführung. Als sei am 2. März 1998 allein zur Schule ging, bemerkte sie einen seltsamen Mann, der neben seinem weißen Minivan wartete. "Ich dachte, ich will ihn nicht überholen", sagt sie. "Ich dachte: 'Das ist seltsam, warum wartet diese Person dort?' Es machte keinen Sinn", so Natascha. "Da wollte ich sicherheitshalber auf die andere Straßenseite wechseln. Aber dann dachte ich: 'Nein, ich muss das tun', damit du sagen kannst: 'Okay, du hattest den Mut, an ihm vorbeizugehen.'" Als sie jedoch an ihm vorbeiging, packte Priklopil sie und legte sie auf die Ladefläche des Fahrzeugs, bevor er sie zu seinem Haus brachte, wo er sie in einem Kellerverlies unter seiner Garage festhielt.
Natascha musste tagelang ohne Licht auskommen, hungerte oder bekam nur wenig zu essen und wurde regelmäßig geschlagen. Priklopil sagte auch, er würde sich umbringen, wenn es ihr jemals gelingen würde, ihre Freiheit zu erlangen, weil sie "der wichtigste Teil seines Lebens" sei. Nach achteinhalb Jahren der Misshandlung konnte Natascha am 23. August 2006 endlich fliehen. Sie putzte gerade sein Auto, als Priklopil durch einen zufälligen Anruf so abgelenkt war, dass sie unbemerkt sich durch das Gartentor entkam. Priklopil tötete sich am selben Tag, indem er vor einen Zug sprang.
(S E R V I C E - Sie sind in einer verzweifelten Lebenssituation und brauchen Hilfe? Sprechen Sie mit anderen Menschen darüber. Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums. Unter www.suizid-praevention.gv.at finden sich Kontaktdaten von Hilfseinrichtungen in Österreich. Infos für Jugendliche gibt es unter www.bittelebe.at)