Brigitta Sirny sieht die Privatsphäre der Familie verletzt. Eine Beschwerde bei Innenministerin Fekter wird es auf jeden Fall geben. Adamovich verzichtete auf ein Statement.
Natascha Kampuschs Mutter, Brigitta Sirny, überlegt nach pikanten Interviews eine Klage gegen Ludwig Adamovich, den Leiter der vom Innenministerium in der Causa eingesetzten Evaluierungskommission.
Der Ex-Verfassungsgerichtshofpräsident hatte in einem Interview erklärt, dass die Zeit ihrer Gefangenschaft für Kampusch womöglich "allemal besser war als das, was sie davor erlebt hat". Wolfgang Miller, Sirnys Rechtsvertreter: "Als Anwalt von Frau Brigitta Sirny bin ich entsetzt, über die geschmacklosen Äußerungen von Dr. Adamovich. Es steht ihm nicht zu, Frau Sirny als Mutter anzugreifen."
Verletzung des Schutzbereiches der Familie
"Wir wollen kein
Öl ins Feuer gießen, überlegen aber eine Klage gegen Dr. Adamovich wegen
übler Nachrede und Verletzung des höchstpersönlichen Schutzbereiches der
Familie und werden jedenfalls eine Beschwerde beim Bundesministerium für
Inneres einbringen", betonte Miller am Mittwoch. "Ich sehe, dass
das ein eindeutig klagbarer Tatbestand ist."
Beschwerde bei Fekter fix
Zunächst will Sirny aber noch
abwarten: "Wir befürchten, dass das die Situation aufheizen könnte",
so Miller über die angedachte Klage. "Jetzt ist ja eine gewisse
Sachlichkeit in das Thema eingekehrt." Für die Einbringung rechtliche
Schritte bleibe noch eine Frist von fünf Wochen. "Wir werden uns
das gut überlegen", betonte er. Eine Beschwerde bei
Innenministerin Maria Fekter (V) werde es aber in jedem Fall geben. "Das
ist fix, ich werde ein Mail an das Innenministerium schreiben", betonte
Miller. "Es ist noch kein E-Mail eingetroffen. Ich sage im Moment
nichts dazu", so Fekter-Sprecher Martin Brandstötter zur APA.
Auch die drohenden Klage gegen den Kommissions-Leiter wollte Brandstötter nicht kommentieren: "Die Evaluierungskommission ist ja eingerichtet worden um als unabhängige Kommission die Ermittlungsschritte und die Ermittlungsarbeit zu evaluieren", betonte er. "Weil es eben eine unabhängige Kommission ist, ist es aus unserer Sicht nicht sinnvoll, jedes Einzelstatement zu kommentieren. Wir warten ab."
Kein Kommentar von Adamovich
"Meine Klientin hat sich
immer bemüht, eine gute Mutter zu sein, und hat es nicht verdient, von Dr.
Adamovich beleidigt zu werden", kritisierte Miller den
Kommissions-Leiter. "Wäre meine Mandantin eine so schlechte Mutter
gewesen, wie Dr. Adamovich in den Raum stellt, hätte sie jetzt wohl nicht
ein so gutes Verhältnis zu ihrer Tochter." Adamovich gab kein
Statement zu möglichen rechtlichen Schritten gegen seine Person ab. "Ich
sag' dazu überhaupt nichts. Wenn sie (Sirny Anm.) glaubt, dass tun zu
müssen, soll sie das machen", so Adamovich zur APA. "Ich
kommentiere das nicht."
Mühlbauer übernimmt
Mit den Ermittlungen im Fall
Kampusch ist, wie von der Oberstaatsanwaltschaft (OStA) Wien erbeten, seit
Dienstag der Grazer Oberstaatsanwalt Thomas Mühlbacher betreut. Er werde den
Fall vorwiegend von seiner Heimatbehörde aus bearbeiten, sagte Mühlbacher.
"Ich werde in Graz bleiben und bei Bedarf natürlich nach Wien reisen. Ich
werde nicht Tag und Nacht am Fall Kampusch arbeiten." Seine anderen Aufgaben
in der Steiermark könne er daher wie gewohnt erledigen. Der Ermittlungsakt
wird von Wien an Mühlbachers Büro geschickt.
"Ich versuche, möglichst professionell an die Sache heranzugehen", betonte Mühlbacher. Daher werde er sich mit medialen Stellungnahmen zurückhalten und möglichst bald einen Kontakt mit dem Bundeskriminalamt (BK) in Wien herstellen. "Dann wird man eine gemeinsame Strategie überlegen", so der Oberstaatsanwalt.