Wegen übler Nachrede

Kampusch-Mutter will Adamovich verklagen

05.08.2009

Brigitta Sirny sieht die Privatsphäre der Familie verletzt. Eine Beschwerde bei Innenministerin Fekter wird es auf jeden Fall geben. Adamovich verzichtete auf ein Statement.

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© Reuters
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Natascha Kampuschs Mutter, Brigitta Sirny, überlegt nach pikanten Interviews eine Klage gegen Ludwig Adamovich, den Leiter der vom Innenministerium in der Causa eingesetzten Evaluierungskommission.

Der Ex-Verfassungsgerichtshofpräsident hatte in einem Interview erklärt, dass die Zeit ihrer Gefangenschaft für Kampusch womöglich "allemal besser war als das, was sie davor erlebt hat". Wolfgang Miller, Sirnys Rechtsvertreter: "Als Anwalt von Frau Brigitta Sirny bin ich entsetzt, über die geschmacklosen Äußerungen von Dr. Adamovich. Es steht ihm nicht zu, Frau Sirny als Mutter anzugreifen."

Verletzung des Schutzbereiches der Familie
"Wir wollen kein Öl ins Feuer gießen, überlegen aber eine Klage gegen Dr. Adamovich wegen übler Nachrede und Verletzung des höchstpersönlichen Schutzbereiches der Familie und werden jedenfalls eine Beschwerde beim Bundesministerium für Inneres einbringen", betonte Miller am Mittwoch. "Ich sehe, dass das ein eindeutig klagbarer Tatbestand ist."

Beschwerde bei Fekter fix
Zunächst will Sirny aber noch abwarten: "Wir befürchten, dass das die Situation aufheizen könnte", so Miller über die angedachte Klage. "Jetzt ist ja eine gewisse Sachlichkeit in das Thema eingekehrt." Für die Einbringung rechtliche Schritte bleibe noch eine Frist von fünf Wochen. "Wir werden uns das gut überlegen", betonte er. Eine Beschwerde bei Innenministerin Maria Fekter (V) werde es aber in jedem Fall geben. "Das ist fix, ich werde ein Mail an das Innenministerium schreiben", betonte Miller. "Es ist noch kein E-Mail eingetroffen. Ich sage im Moment nichts dazu", so Fekter-Sprecher Martin Brandstötter zur APA.

Auch die drohenden Klage gegen den Kommissions-Leiter wollte Brandstötter nicht kommentieren: "Die Evaluierungskommission ist ja eingerichtet worden um als unabhängige Kommission die Ermittlungsschritte und die Ermittlungsarbeit zu evaluieren", betonte er. "Weil es eben eine unabhängige Kommission ist, ist es aus unserer Sicht nicht sinnvoll, jedes Einzelstatement zu kommentieren. Wir warten ab."

Kein Kommentar von Adamovich
"Meine Klientin hat sich immer bemüht, eine gute Mutter zu sein, und hat es nicht verdient, von Dr. Adamovich beleidigt zu werden", kritisierte Miller den Kommissions-Leiter. "Wäre meine Mandantin eine so schlechte Mutter gewesen, wie Dr. Adamovich in den Raum stellt, hätte sie jetzt wohl nicht ein so gutes Verhältnis zu ihrer Tochter." Adamovich gab kein Statement zu möglichen rechtlichen Schritten gegen seine Person ab. "Ich sag' dazu überhaupt nichts. Wenn sie (Sirny Anm.) glaubt, dass tun zu müssen, soll sie das machen", so Adamovich zur APA. "Ich kommentiere das nicht."

Mühlbauer übernimmt
Mit den Ermittlungen im Fall Kampusch ist, wie von der Oberstaatsanwaltschaft (OStA) Wien erbeten, seit Dienstag der Grazer Oberstaatsanwalt Thomas Mühlbacher betreut. Er werde den Fall vorwiegend von seiner Heimatbehörde aus bearbeiten, sagte Mühlbacher. "Ich werde in Graz bleiben und bei Bedarf natürlich nach Wien reisen. Ich werde nicht Tag und Nacht am Fall Kampusch arbeiten." Seine anderen Aufgaben in der Steiermark könne er daher wie gewohnt erledigen. Der Ermittlungsakt wird von Wien an Mühlbachers Büro geschickt.

"Ich versuche, möglichst professionell an die Sache heranzugehen", betonte Mühlbacher. Daher werde er sich mit medialen Stellungnahmen zurückhalten und möglichst bald einen Kontakt mit dem Bundeskriminalamt (BK) in Wien herstellen. "Dann wird man eine gemeinsame Strategie überlegen", so der Oberstaatsanwalt.

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