Die FBI-Profis sind wieder in Wien - das Verlies wurde manipuliert.
Dieser Tage brüten Experten des FBI und deutschen Bundeskriminalamts in Wien erneut über Akten der Causa Natascha. Ihr Bericht, eigentlich für Ende 2012 geplant, wird aber frühestens Ende Februar fertig. „Die Evaluierung braucht mehr Zeit, die Qualität geht vor“, sagt das Ministerium.
Ein Grund: Möglicherweise hält die von Behörden vertretene Einzeltäter-Theorie, dass Wolfgang Priklopil der einzige Täter war, nicht. Akten aus dem Vermächtnis des verstorbenen Hauptermittlers Franz Kröll, die ÖSTERREICH vorliegen, über die das FBI aber nicht verfügen dürfte, ziehen viel Erhebungsbedarf nach sich – und setzen Priklopil-Freund Ernst H. unter Druck. Zwei Details fallen auf:
- Detail 1: DNA-Spur. Laut Gutachten vom 23. 10. 2006 fanden Sachverständige im Auto von Ernst H. die DNA eines Unbekannten. „Am übermittelten Spurenmaterial aus einem KKW KIA, W-15492 wurden DNA-Spuren eines bislang unbekannten Mannes nachgewiesen“, heißt es wörtlich. Zur Erinnerung: Nach Nataschas Flucht fuhr Priklopil mit Freund Ernst H. in dessen KIA. Aber: Waren die beiden gar nicht alleine? Von wem stammt diese dritte DNA-Spur? Einzig Ernst H. könnte Auskunft darüber geben.
- Detail 2: Verlies. In den Unterlagen finden sich auch zwei Verlies-Fotos, die Aufklärung verlangen. Das Erste (23. August 2006, Tag von Nataschas Flucht) zeigt links am Kasten ein Plastiksackerl. Aber: In einem Polizei-Video vom Tag danach ist neben anderen Gegenständen auch die Saturn-Tasche verschwunden. Skeptiker wie Krölls Bruder Karl vermuten, dass Ernst H. das Sackerl verschwinden hat lassen: „H. hat jetzt Erklärungsbedarf.“