Doppelmord in Kapfenberg

Opfer waren auf dem Weg zur Polizei

05.04.2016

Verdächtiger kündigte Bluttat an. Die Schwestern hinterlassen fünf Kinder.

Zur Vollversion des Artikels

This browser does not support the video element.

Zur Vollversion des Artikels

Der gewaltsame Tod der Schwestern Enisa R. und Neziha P. schockt das ganze Land. Wie berichtet, wurden die Mütter von insgesamt fünf Kindern Montagmittag vor einem Supermarkt in Kapfenberg brutal mit einem Messer attackiert und mit einem Dutzend Messerstichen regelrecht hingerichtet.

Der Verdächtige wurde kurz darauf gefasst. Auch wenn er sich nach vollbrachter Bluttat etwas zu auffällig vor Dutzenden Augenzeugen gerierte, als ob er auf Drogen oder anderweitig psychisch beeinträchtigt sei: Es gibt Hinweise, dass der 33-Jährige ganz gezielt vorgegangen war. So erzählen Bekannte, die ihn am Vormittag in einem Beisl getroffen hatten, der bosnische Serbe habe die Geschehnisse angekündigt. Zu den Landsleuten sagte der seit zwei Jahren sehr gläubige Moslem: „Ihr werdet heute noch von mir hören.“

Er versteckte sich und ­lauerte den Frauen auf

Außerdem soll sich Rafet R. hinter einem geparkten Auto versteckt und seinen Opfern aufgelauert haben. Neunmal stach er auf seine Frau, von der er seit zehn Tagen getrennt lebte, und dreimal auf seine Schwägerin ein. Als die beiden Frauen schon tot waren, sprang er wie verrückt auf der Leiche seiner Frau ­herum.

Laut Chefinspektor Anton Kiesl wurde dem Verdäch­tigen Blut abgenommen. Die toxikologische Untersuchung läuft. Indes hoffen die Kriminalisten, dass der Verhaftete von sich aus ein Motiv nennt. Anton Kiesl vom LKA: „Der Verdächtige zerfließt in Selbstmitleid. Dass er seine Schwägerin auch getötet haben soll, will er gar nicht wahrgenommen haben.“

Indes erfuhr ÖSTERREICH von einer Arbeitskollegin von Enisa R. – beide Schwestern waren in einem nahen Einkaufszentrum beschäftigt – die eventuellen Hintergründe des blutigen Dramas. Laut der Informantin war die Ehefrau und Mutter dreier Kinder (4, 10, 11) zu ihren Eltern geflüchtet, „weil Rafet sie ständig geschlagen hat“. Die Kollegin bot Enisa R. (30) wiederholt ihre Hilfe an – doch diese lehnte ab, weil sie „angeblich zuletzt unter Polizeischutz stand“.

Die beiden Frauen wollten den Verdächtigen anzeigen

Ein Umstand, der vonseiten der Exekutive nicht bestätigt wurde. Fakt ist: Die beiden Opfer waren vor der Tat gerade auf dem Weg zur Polizei und wollten Anzeige gegen Rafet R. erstatten.

Die fünf Kinder wurden zu ihren Großeltern gebracht. Sozialarbeiter sowie ein Kriseninterventionsteam kümmern sich um die Hinterbliebenen. Für Rafet R. gilt die Unschuldsvermutung.

Roland Kopt

Zweite Bluttat erschüttert Ort
Was ist los in Kapfenberg? Am Tag nach dem schrecklichen Doppelmord erschütterte am Dienstagnachmittag eine neuerliche Bluttat die obersteirische ­Industriestadt: Gegen 15.30 Uhr ging ein Afrikaner (30) mit einem Messer auf den türkischen Besitzer (45) des Kebap-Lokals Schabanack los. Dieses liegt ebenfalls an der Wiener Straße, in der sich auch der Doppelmord ereignet hatte. Das Opfer wurde lebensgefährlich verletzt. Der Täter konnte fliehen, wurde aber eine Stunde später ­gefasst. Die Hintergründe waren vorerst unklar.

Zur Vollversion des Artikels