Einige bekannte Insassen feiern erstmals hinter Gittern.
Wenn heute am Heiligen Abend die Familien enger rücken, sind einsame Stunden im Gefängnis besonders hart. Die Feiertage bringen die Insassen an die emotionale Grenze, das weiß Doppelmörderin Estibaliz Carranza (36, lebenslang, Maßnahmenvollzug) nur zu gut.
Sie feiert heuer ihr drittes Weihnachten in der Justizanstalt Schwarzau (NÖ). Ablenkung von der Tristesse soll ihr Ehemann Roland schenken, der sie heute besucht. Trotz Buch-Erfolgs (Meine zwei Leben) begeht sie den Tag mit einem weinenden Auge: Ihr kleiner Sohn Rolando weilt im fernen Spanien, besucht sie erst im Jänner wieder.
Kartnig & Kuljic: Sie feiern Heiligen Abend zusammen
Knapp 140 Kilometer entfernt muss Ex-Sturm-Präsident Hannes Kartnig (63, 15 Monate wegen Finanzvergehens, vier Jahre Haft wegen versuchten Betrugs) in der Justizanstalt Graz-Jakomini zum ersten Mal Weihnachten hinter Gittern verbringen.
Aber: Die Zelle ist von 7 bis 20 Uhr offen, vormittags besuchen ihn Frau Claudia und Sohn Gerald für eine Stunde, zu Mittag gibt es Schweinsbraten. Abends wird auf der Krankenanstalt, wo Kartnig arbeitet, Bescherung gefeiert. Mit dabei: Zellenkollege und Ex-Fußballstar Sanel Kuljic (36, fünf Jahre Haft wegen schweren Betrugs, Erpressung und Nötigung).
In Wien-Simmerung drohen Ex-ÖVP-Innenminister Ernst Strasser (58, drei Jahre Haft wegen Bestechlichkeit) einsame Stunden. Er stellte erst keinen Antrag auf Ausgang, „dieser wäre auch abgelehnt worden“, sagt Anstaltsleiter Brigadier Josef Schmoll. Strasser darf vormittags Besuch empfangen, eine Weihnachtsfeier für Insassen ist nicht geplant.
Mitinsasse und Ex-ÖVP-Kärnten-Chef Josef Martinz (55, 4,5 Jahre Haft wegen Untreue), seit Oktober Freigeher, hat es da besser: Als Insasse im gelockerten Vollzug hat er Anspruch auf bis zu 48 Stunden Ausgang. Dem Vernehmen nach feiert er „draußen“.
Jochen Prüller
