Übergabe an der Grenze
Eis-Lady nach Klagenfurt überstellt
23.06.2011
Die mutmaßliche Doppelmörderin wurde nach Österreich gebracht. Erstes Verhör an der Grenze.
Die im Fall der sogenannten Kellerleichen verdächtige Goidsargi E. C. ist am Freitag von den italienischen Justizbehörden an ihre österreichischen Kollegen ausgeliefert worden. Die 32-jährige Spanierin wurde gegen 11.00 Uhr an der Grenze Arnoldstein von Beamten des Gefängnisses von Triest und der Polizei von Udine, die sie vor zwei Wochen verhaftet hatte, an die österreichische Justizwache übergeben. Dann wurde die Mordverdächtige in die Justizanstalt Klagenfurt gebracht.
Zwei Stunden in Polizei-Revier an der Grenze
Mit der Auslieferung haben die italienischen Behörden jede Zuständigkeit in dem Fall verloren, berichtete Massimiliano Ortolan, Chef der mobilen Polizeieinheit aus Udine. In Arnoldstein hielt sich die 32-Jährige knapp zwei Stunden auf. Die heimischen Beamten wollten unter anderem Fingerabdrücke der Frau abnehmen und weitere bürokratische Formalitäten erledigen. Die Verdächtige war in einem Kombi nach Arnoldstein gebracht worden. Insgesamt war sie in Begleitung von gut einem Dutzend italienischer Beamter.
Gegen 13.00 Uhr traf Goidsargi E. C. in der Justizanstalt in Klagenfurt ein. "Sie wird wie jede andere auch routinemäßig in der Frauenabteilung untergebracht, es gibt keine Extrawürste", sagte der Leiter der Justizanstalt, Peter Bevc, auf APA-Anfrage. Für den Nachmittag war noch eine Einvernahme per Videokonferenz von der Staatsanwaltschaft Wien vorgesehen. Bereits an diesem Wochenende soll die verdächtige Eissalon-Besitzerin nach Wien überstellt werden.
Mutmaßliche Doppelmörderin will Buch schreiben
Goidsargi E. C. kündigte unterdessen den italienischen Behörden gegenüber an, ein Buch über ihren Fall schreiben zu wollen. Die Spanierin dankte den Polizeibeamten für die menschliche Behandlung bei ihrer Verhaftung vor zwei Wochen in Udine und fragte nach ihren Namen, weil sie sie in ihr Buch eintragen wolle. Den Polizisten sagte die 32-Jährige, sie sei über die Auslieferung an Österreich erleichtert, weil sie mit besseren Haftbedingungen als im Gefängnis von Triest rechne. Die Spanierin hatte zwei Wochen in einer 15 Quadratmeter großen Zelle mit weiteren vier Insassen verbracht und über Schlafprobleme geklagt. Die Frau ist im zweiten Monat schwanger.
Haftbedingungen hierzulande besser
Auch ihr Verteidiger Arthur Machac meinte, seine Mandantin werde in Wien wesentlich bessere Haftbedingungen als in Triest haben. Machac kündigte an, die 32-Jährige am Montag zu besuchen. Am Wochenende seien keine Besuche im Gefängnis erlaubt, berichtete der Anwalt. Vor der Auslieferung traf Goidsargi E. C. noch am Donnerstag ihre Mutter, die aus Barcelona angereist war. Sie erhielt dafür eine Sondergenehmigung, weil im Gefängnis von Triest eigentlich der Freitag als Besuchstag vorgesehen ist.
Goidsargi E. C. soll ihren deutschen Ehemann im Jahr 2008 ermordet haben. Ihr Ex-Freund, der seit November des Vorjahres vermisste Oberösterreicher Manfred H., soll im vergangenen November getötet worden sein. Nach den Morden soll die Frau die Leichen zerstückelt, in Plastiksäcke gepackt und im Keller ihres Eissalons in Wien einbetoniert haben.
Seite 2: Der Live-Ticker von der Überstellung zum Nachlesen
12:58 Uhr: Estibaliz C. wird jetzt nach Klagenfurt gebracht. An dieser Stelle beenden wir unseren Live-Ticker.
12:57 Uhr: Sie wird nun in ein Polizei-Bus geführt. Die Türen werden geschlossen.
12:53 Uhr: Etwas entsetzt schaut Estibaliz C.: Mit so viel Medienrummel hat die mutmaßliche Doppelmörderin wohl nicht gerechnet.
12:45 Uhr: Jetzt wird's hektisch vor dem Gebäude an der Grenzstation. Estibaliz C. soll jeden Moment herauskommen, um nach Klagenfurt überführt zu werden.
12:28 Uhr: Der Leiter der Justizvollzugsanstalt Klagenfurt, Peter Bevc: "Die Frau kommt vorübergehend zu uns, sie soll am Wochenende nach Rücksprache mit der zuständigen Untersuchungsrichterin nach Wien überstellt werden".
12:11 Uhr: Laut Polizei wird die Einvernahme von Estibaliz C. noch ca. eine Stunde dauern. Dann erfolgt die Überführung in die Justizvollzugsanstalt Klagenfurt.
11:51 Uhr: Die italienische Polizei hat ihre Arbeit beendet. Die Carabinieri haben soeben die Heimreise angetreten. Die Mordverdächtige Estibaliz C. ist nun komplett in österreichischem Gewahrsam.
11:32 Uhr: Aus der Justizvollzugsanstalt Klagenfurt, wohin Estibaliz C. zunächst gebracht wird, soll sie per Videokonferenz am Nachmittag von der Wiener Staatsanwaltschaft verhört werden.
11:14 Uhr: Inzwischen ist auch bestätigt, dass Estibaliz C. nicht nach Wien, sondern nach Klagenfurt überstellt wird.
11:04 Uhr: Wie der Polizeikikommandant Horst Zebedin gegenüber oe24.at sagt, werden ihr jetzt Fingerabdrücke abgenommen. Zudem ist ein DNA-Abgleich vorgesehen. Weiters wurden ihr ihre Rechte vorgelesen sowie die Anklagepunkte offenbart, die ihr in Österreich zur Last gelegt werden.
10:56 Uhr: Die mutmaßliche Doppelmörderin wird in die Polizeistation der Grenze geführt.
10:41 Uhr: Die Mordverdächtige kommt in einem Kombi vorgefahren. Insgesamt sie in Begleitung von einem Dutzend italienischer Polizeibeamte.
+++ 10:38 Uhr: Soeben ist Estibaliz C. an der Grenze Thörl-Maglern eingetroffen +++
10:30 Uhr: Vor der Auslieferung heute traf Goidsargi E. C. noch am Donnerstag ihre Mutter, die aus Barcelona angereist war. Sie erhielt dafür eine Sondergenehmigung, weil im Gefängnis von Triest eigentlich der Freitag als Besuchstag vorgesehen ist.
10:25 Uhr: Auch zahlreiche "Zaungäste" sind eingetroffen. Sie sitzen im Autobahn-Café.
10:01 Uhr: An der Grenzstation Thörl-Maglern herrscht geschäftiges Treiben: Unzählige Kamerateams und Journalisten haben Stellung bezogen und warten auf die Ankunft der Eis-Lady.
09:39 Uhr: Die italienischen Polizisten werden ihren österreichischen Kollegen auch einige Dokumente und Gegenstände aushändigen, die bei ihrer Festnahme beschlagnahmt wurden – Bargeld, eine Kreditkarte, Schmuck und Kleidung.
09:15 Uhr: Estibaliz C. wird heute gegen neun Uhr vom Frauengefängnis in der Via Coroneo in Triest abgeholt. Eine Justizwachebeamtin und ein Polizist begleiten sie im Arrestantenwagen der Carabinieri von Triest an die Grenze nach Thörl-Maglern (Kärnten).
Rückblick: So war ihre Haft in Triest
Seit ihrer Verhaftung am 10. Juni saß die Spanierin, die im zweiten Monat schwanger ist, gemeinsam mit vier anderen Frauen in einer 15 Quadratmeter großen Zelle in Triest. Vor ihrer Auslieferung bekam sie noch Besuch von Luca Beorchia, ihrem italienischen Anwalt (siehe Interview unten) sowie von ihrer Mutter. Die Frau ist bereits zum zweiten Mal aus Barcelona angereist: „Für ihren Besuch erhielt die Frau eine Sondergenehmigung, weil im Gefängnis von Triest eigentlich der Freitag als Besuchstag vorgesehen ist“, sagt der Anwalt zu ÖSTERREICH.
Einvernahme
In Wien warten auf Estibaliz umfangreiche Einvernahmen. Der Eissalonbesitzerin wird vorgeworfen, 2008 ihren deutschen Ehemann durch Kopfschüsse getötet zu haben (es gilt die Unschuldsvermutung). Ihr Ex-Freund, der Oberösterreicher Manfred H., wurde im vergangenen November erschossen. Nach den Morden wurden die Leichen mit einem Elektromesser zerstückelt, in Plastiksäcke gepackt und im Keller des Eissalons einbetoniert. In einem ersten Gespräch mit der italienischen Polizei gab die Frau die Taten zu. Ihr Anwalt sagt: „Es gab nie ein Geständnis.“
Anwalt Luca Beorchia bereitete die Abschiebung der Spanierin nach Österreich vor: „Jetzt entscheidet Wien.“ Hier das Interview:
ÖSTERREICH: Sie haben Estibaliz C. gerade besucht. Was sagt sie über ihre Abschiebung?
Luca Beorchia: Sie hofft auf bessere Haftbedingungen in Wien, hier war sie mit vier Frauen in einer Zelle. Vor der Auslieferung hat sie noch ihre Mutter getroffen, sie ist extra aus Barcelona angereist. Sie erhielt für den Besuch eine Sondergenehmigung, weil im Gefängnis von Triest eigentlich der Freitag Besuchstag ist.
ÖSTERREICH: In Österreich warten Verhöre auf Ihre Klientin. Was sagt sie über die beiden Morde von Wien?
Beorchia: Darüber haben wir nicht gesprochen, das ist Sache ihrer Wiener Anwälte und des Gerichtes.
ÖSTERREICH: Vor der Polizei in Udine soll sie aber die Morde gestanden haben, erzählte der Polizeichef.
Beorchia: Es war ein schwerer Fehler, dass der Kriminalist über diese Details gesprochen hat. Tatsache ist jedenfalls, dass es kein Protokoll dieser Gespräche gibt. Somit sind ihre ersten Aussagen – zumindest nach italienischem Recht – in einem Prozess nicht relevant.