Steiermark
Kinder in Heim jahrelang gequält
14.10.2010
Die Kleinen mussten sogar barfuß im Schnee stehen. 3 Verantwortliche angezeigt.
Stimmen die Vorwürfe, haben Lukas (5), Desiree (6), Jessica (10), Denise (13) und der gleichaltrige Tobias in Bad Mitterndorf Entsetzliches durchgemacht.
Zeuge
Den Fall brachte ein Wiener Urlauber ins Rollen, dem ein Tagebuch eines der Knirpse zugespielt worden war – und der geschockt über den grauenhaften Inhalt eine Mail an den Chef von Pro Juventute schickte.
Der brisante Inhalt: In einem Heim der Organisation, die sich um sozial schwache Kinder aus kaputten Familien kümmert, sei es seit Jahren zu unvorstellbaren Bestrafungsaktionen gekommen. So sollen die wehrlosen Schützlinge schon bei den geringsten Verstößen gegen die Vorschriften gequält worden sein: Sie mussten barfuß im Schnee Strafe stehen, Zitronen und Regenwürmer essen und sogar das eigene Erbrochene trinken oder tagelang hungern. Auch wurden sie einzeln in dunkle Kellerräume gesperrt oder bekamen Sprechverbot.
Die Verdächtigen
Verantwortlich für die Misshandlung der jungen Opfer sind laut Staatsanwaltschaft Leoben die Heimleiterin Gundula H., ihr Ehemann Michael und auch ihre Stellvertreterin Martina Sch.
Gekündigt
Eine Mitarbeiterin hatte schon vor einem Jahr versucht, die Missstände aufzuzeigen. Doch nach einer Meldung beim Betriebsrat wurde Ingrid Planer hinausgeworfen. Begründung: Verletzung der Dienstvorschrift – sie habe einem hungrigen Mädchen entgegen den Anweisungen der Heimleitung zu essen gegeben.
In einer Stellungsnahme am Donnerstag erklärte der pädagogische Direktor von Pro Juventute, Emanuel Freilinger: „Wir haben nach Kenntnis der Vorfälle die Kinder sofort woanders untergebracht, wo sie nun psychologisch betreut werden – und die Verdächtigen außer Dienst gestellt.“
Ermittlung
Nun haben sich die Staatsanwaltschaft Leoben und die Polizei eingeschaltet. Für die drei Verdächtigen gilt die Unschuldsvermutung.
(how)