Missbrauchsskandal

Schon 12 Kinderheime von Opfern gemeldet

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Bereits 20 Betroffene haben sich bei der Wiener Hotline für Missbrauchsopfer gemeldet. Sie belasten 12 Kinderheime. Dabei handelt es sich vor allem um Vorfälle aus den 50er, 60er und 70er Jahren.

Die Kinder- und Jugendanwältin Monika Pinterits berichtet gegenüber Ö1, dass die Anrufer in den Jahren 1949 bis 1975 in zwölf Heimen untergebracht waren.

Gemeine Erniedrigungen
Ihre Schilderungen haben Fausthiebe, Fußtritte, stundenlanges Knien und sexuelle Übergriffe zum Thema. Auch von besonders perfiden Bestrafungsvarianten wie etwa kalten Duschen.

Fast alle Anrufer wollten laut Pinterits nur über das Erlebte reden und anonym bleiben. Das gelte auch für jene fünf Opfer aus kirchlichen Einrichtungen, die ebenfalls bei der städtischen Telefonhotline angerufen hätten, so Pinterits.

Hotline unter 7077000
Die Hotline der Stadt Wien für Opfer von Misshandlungen und sexueller Gewalt in städtischen Heimen lautet (01) 70 77 000. Die Opferhotline der Plattform "Betroffene Kirchlicher Gewalt" ist unter der Nummer 0699/103 69 369 von 9 bis 12 Uhr erreichbar.

Missbrauch von Heimkindern?
Die Zahl der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche dürfte größer sein als bisher bekannt. Die Plattform "Betroffene Kirchlicher Gewalt" zählte bereits 260 Anrufe, wobei ein Großteil der Anrufer von weiteren Missbrauchsfällen berichtete.

Nach den bekannt gewordenen Misshandlungsvorwürfen gegen ein Wiener Kinderheim ermittelt auch die Staatsanwaltschaft. Die Vorfälle sollen sich in dem Hietzinger Heim in den 90er Jahren ereignet haben, die Opfer wurden gezielt ausgesucht.

Dabei versorgte ein Heimleiter mit seinen Zöglingen ein Sex-Imperium: 6- bis 15-jährige Kinder mussten ihre Körper verkaufen, behauptet ein Opfer. Es könnte der spektakulärste Missbrauchsfall seit langem werden: Im privaten Kinderheim August Aichhorn Haus in Wien Hietzing wurden angeblich Kinder und Jugendliche für perverse Sexpartys vermietet.

Jüngster war erst 5
Das mittlerweile 28-jährige Opfer D. erzählt: „Das jüngste Mädel, das ich gesehen habe, war vielleicht sechs, und der jüngste Bub war fünf Jahre alt“. Der Zeuge, mittlerweile Angestellter in einem Büro, kam 1992 als 10-Jähriger ins Heim. Nach einigen Monaten wurde er gefragt, ob er fremde Wohnungen putzen will. Schnell war klar: Die Wohnungen waren geheime Sex-Klubs.

Kinder ausgesucht
So beschreibt Zeuge D. das perverse System: Ein Putzerei-Unternehmer aus Hietzing suchte sich im Heim Kinder aus, die ihm gefielen. Er war eng mit dem Betreiber der Betreuungsstelle befreundet. Diese Kids brachte er in Wohnungen, die er als Geheim-Bordelle betrieb (es gilt die Unschuldsvermutung).

Eigenes SM-Studio
Was der damals 12-jährige Bub erlebte, war grauenvoll. Er spricht bis heute mit gebrochener Stimme über das Erlebte. Gäste waren laut D. Manager, Feuerwehrleute aber auch Paare: „Während sich die Frau mit einem Burschen vergnügt hat, war der Mann mit anderen im Keller, da hat es ein eigenes SM-Studio gegeben“.

Fotos an die Polizei ...
In den Wohnungen gab es Kameras – D. riss in einem unbeobachteten Moment 170 Fotos an sich und gab sie der Polizei. Darauf zu sehen: Männer, die mit Minderjährigen Sex haben.

... und dort verschwunden
Die Vorfälle fanden während der 90er Jahre statt. Zweimal stand der Betreiber der Sex-Wohnungen vor Gericht – er wurde freigesprochen. Zeugen revidierten vor dem Richter ihre Aussagen. Im Zweifel wurde für den Angeklagten entschieden. Jetzt wird erneut ermittelt. Die Chancen für die Opfer stehen nicht gut: Die Bilder aus den Geheim-Bordellen sind bei der Polizei verschwunden.

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