Erstes Interview zum Amoklauf

Konzertbesucher: "Wir dachten, es seien Polter-Knaller"

22.05.2016

Ein Konzerstbesucher schildert den Amoklauf von Nenzing.

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© The Lords
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Ein 27-jähriger Vorarlberger ist Sonntag früh bei einem Konzert Nenzing (Bez. Bludenz) Amok gelaufen. Offenbar nach einem Beziehungsstreit feuerte er mit einer Langwaffe ziellos auf die rund 150 Besucher des Festivals. Zwei Personen wurden dabei getötet, elf weitere erlitten Schussverletzungen. Anschließend lief der offenbar zweifache Vater auf einen Parkplatz und brachte sich um, teilte die Polizei mit.

Ein Konzertbesucher schildert ÖSTERREICH, wie er den Amoklauf erlebte.

ÖSTERREICH: Wie haben Sie die Situation erlebt?

Konzertbesucher: Ich war mit Freunden bei einem Stand, als wir plötzlich Knallgeräusche hörten. Man denkt bei einer Musikveranstaltung ja gar nicht an sowas. Deshalb glaubte ich, es handle sich um Knallkörper.

ÖSTERREICH: Dachten Sie, es handle sich um einen schlechten Scherz?

Konzertbesucher: Ja, es gab einen Polterabend vor Ort. Die Gruppe hatte es schon die ganze Zeit über lustig. Ich dachte, dass diese Gruppe vielleicht Knallkörper dabei hat und uns allen nur einen Streich spielen will.

ÖSTERREICH: Leider war dem aber nicht so.

Konzertbesucher: Leider. Ich sah auf einmal wie Leute umflogen. Da wusste ich, dass das Schüsse waren. Meine Freunde und ich sind schnell hinter die Theke des Stands gelaufen. Die Schüsse hörten nicht auf und sind an uns vorbei geflogen. Wir waren total orientierungslos. Wir wussten nicht, wer schießt und aus welcher Richtung geschossen wird. Wir wussten auch nicht wieviele Schützen da draußen sind und wie lange das alles dauern wird.

ÖSTERREICH: Kannten Sie die Opfer?

Konzertbesucher: Nein. Ich weiß nur, dass es ältere Gäste waren, keine Jugendlichen. Einige der elf Verletzten sind meine Freunde.

ÖSTERREICH: Was geschah dann?

Konzertbesucher: Ich habe das alles nicht mitansehen können und bin aus meinem Versteck rausgelaufen. Ich habe eine Erste-Hilfe-Ausbildung und habe versucht, die Blutung von einem verletzten Mann zu stoppen, zumindest, bis der Notarzt kommt.

ÖSTERREICH: Hatten Sie keine Angst, dass Ihnen etwas passiert? Dass der Täter noch herumläuft?

Konzertbesucher: Ich hatte wahnsinnige Angst, aber was hätte ich denn sonst tun sollen? Überall war Blut, überall wurde geschrien. Ich musste helfen.

ÖSTERREICH:  Wie wird es jetzt weitergehen?

Konzertbesucher: Die Polizei hat jetzt alles abgeriegelt und ist noch mit den Ermittlungen beschäftigt. Sowas haben wir hier noch nie erlebt. Ich weiß noch nicht, wie ich damit umgehen und das alles verarbeiten soll.

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