Hundert Demos pro Jahr

Krawall- Demos kosten uns 15 Millionen

03.02.2015

Akademikerball und Pegida-Marsch waren der Anfang. 2015 wird zum „Jahr der Demos“.

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© der Plankenauer/CL
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56 Festnahmen, zehn Verletzte, ein Polizeieinsatz um 1,5 Millionen Euro, die Wiener Innenstadt stundenlang abgeriegelt. Vergangenen Freitag herrschte wegen des Akademikerballs Aus­nahmezustand in ganz Wien.

Ziemlich sicher droht im Jänner 2016 dieses Szenario erneut. Denn laut Hofburg Vienna-Geschäftsführerin Alexandra Kaszay ist Österreichs ehrwürdigster Ballsaal auch am 29. Jänner 2016 wieder für den umstrittenen Burschenschafter-Ball reserviert. Der rechte Ball findet 2016 also sehr wahrscheinlich mitten im Zentrum Wiens statt.

Behörde: "Konfliktpotenzial auf Demos ist viel größer"
Doch schon heuer droht ein richtiges „Demo-Jahr“. Johann Golob von der Wiener Polizei meint gegenüber ÖSTERREICH: „Wir erwarten mehr als 10.000 Versammlungen und Veranstaltungen – vom Zettelverteilen vor Wahlen bis zu kleineren Ständen auf der Straße. 100 Demos sind mittlere bis große.“
Bereits am Sonntag will Pegida in Linz und nächste Woche in Wien aufmarschieren. Insider beziffern die Polizei-Kosten für Demos allein in der Hauptstadt heuer auf bis zu 15 Millionen Euro. Größte Budgetposten: Polizisten aus Bundesländern und Überstunden.

Wirte & Shops verlieren 2015 durch Demos 50 Mio. Euro
Das ist auch nötig: Laut Verfassungsschutz nehmen die „Extreme auf Demos zu“ und „das Konfliktpotenzial ist viel größer“. Erst am Montag standen sich beim Pegida-Marsch in Wien Hunderte rechte Hooligans und linke Demonstranten gegenüber. Anschließend kam es zu wüsten Attacken. Aktivistin Mina R. wurde von Neonazis verprügelt.

Laut Polizei wird der Ring 2015 im Schnitt jeden vierten Tag gesperrt sein, oft für skurrile Proteste. 2010 war das nur jeden 6. Tag der Fall.

Das trifft neben der Bevölkerung vor allem Wirte und Kaufleute in der Innenstadt. Martin Sattler von der Wirtschaftskammer: „Geschäfte und Lokale müssen an Demotagen Umsatzeinbußen von bis zu 50 Prozent hinnehmen.“ Experten schätzen diesen finanziellen Verlust für 2015 auf etwa 50 Millionen Euro.

J. Prüller

Mina R.: "Ich wurde von Pegida-Nazis verprügelt"

Die Aktivistin Mina R. (23, Name geändert) wurde Montagabend Opfer von ­Pegida-Demonstranten. Sie ­erlitt ein blutendes Cut im Gesicht und musste sofort ins Krankenhaus.

ÖSTERREICH: Was genau ist am Montag passiert?
Mina R.: Ich war in einer Gruppe von zwanzig Leuten am Heimweg von der Demo. An der Ecke zur Wipplinger-straße haben uns plötzlich fünf Rechtsradikale angepöbelt. Ich nehme an, sie holten Verstärkung. Denn wenige Minuten später rannte eine Gruppe von 30 Neo­nazis auf uns zu. Wir flüchteten, doch ich stürzte.

ÖSTERREICH: Warum?
Mina R.: Ich erhielt von hinten einen Schlag ins Gesicht. Sie traten mir in den Rücken und in den Bauch. Als sie sahen, dass ich ein Mädchen bin, hörten sie auf.

ÖSTERREICH: Sind Sie sicher, dass es Neonazis waren?
Mina R.: Ja. Wegen der Parolen und der Kleidung war es eindeutig. Bei Pegida war immer klar, dass einschlägig bekannte Rechtsradikale dabei sind. Der Angriff auf uns war geplant.

(prj)

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