Ein Maßnahmenpaket der Stadt hilft jungen Menschen in ihrer Ausbildungszeit.
Das Schul- und damit auch Ausbildungsjahr neigt sich dem Ende zu. Die Stadt Wien hat ein spezielles Unterstützungspaket geschnürt, das die Lehrlinge punktgenau auf die Prüfung vorbereiten soll. Lehrlinge, die am Ende der Lehrzeit angelangt sind, treten zur kommissionellen Lehrabschlussprüfung an. 80 Prozent schaffen die Lehrabschlussprüfung auf Anhieb und lösen mit ihrer Ausbildung das Ticket für ein erfolgreiches Berufsleben.
Das Maßnahmenpaket "Early Complete" wurde von der Stadt gemeinsam mit den Sozialpartnern im Rahmen des Qualifikationsplans Wien 2020 ins Leben gerufen. Es stellt jene Lehrlinge in den Mittelpunkt, die trotz abgeschlossener Lehrzeit nicht zur Prüfung antreten oder nach einem Misserfolg nicht zur Wiederholungsprüfung kommen. Damit werden die Lehrlinge auf eine erfolgreiche Abschlussprüfung vorbereitet.
Vizebürgermeisterin und Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner: „Wir wollen damit sicherstellen, dass vor allem auch jene Lehrlinge, die mit einem Fuß bereits über der Ziellinie einer erfolgreichen Ausbildung sind, auch den zweiten Fuß ins Ziel bringen.“
2013 traten insgesamt über 10.700 junge WienerInnen zur Lehrabschlussprüfung an, bestanden haben mehr als 8.700, nicht bestanden beziehungsweise wiederholt knapp über 2.000.
Frühwarnsystem, Coaching und Nachbetreuung
Im Rahmen eines Frühwarnsystems an den Wiener Berufsschulen wird ermittelt, welche Lehrlinge besondere Unterstützung brauchen, damit sie Lehrzeit und Prüfung gut absolvieren. Sie bekommen ein individuell auf ihren Bedarf zugeschnittenes Coaching und werden bis zu sechs Monate nach der Lehrzeit betreut, damit sie einen positiven Abschluss erreichen.
Das Ziel ist, bis 2015 die Zahl von Lehrlingen, die in diesem Jahr ihre Lehrzeit vollenden und einen positiven Abschluss erzielen, auf 84 Prozent zu steigern.
Wie wichtig eine abgeschlossene Lehre ist, zeigt der Blick auf die aktuelle AMS-Statistik: Jede beziehungsweise jeder zweite Wiener Arbeitslose hat höchstens Pflichtschulabschluss, Menschen mit abgeschlossener Lehre tragen nur mehr ein Drittel des Risikos, arbeitslos zu werden.
Durchgeführt wird das Projekt vom "KUS - Kultur- und Sportverein der Wiener Berufsschulen". Finanziert wird das Projekt je zur Hälfte vom Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds (waff) und aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF).
Early Complete: Lehre fertig- KUS-Netzwerk für Bildung, Soziales, Sport und Kultur
Zusätzliche Motivation
Alle Wiener Lehrausbildungsabsolventinnen und -absolventen erhalten nach einer positiven Abschlussprüfung einen Bildungsbonus des waff in der Höhe von 200 Euro. Dieser ist zwei Jahre lang gültig, kann zusätzlich zum Weiterbildungskonto des waff genutzt werden und soll motivieren, eine weiterführende oder zusätzliche Ausbildung in Angriff zu nehmen.
Als kleine zusätzliche Motivation gibt es für alle Lehrlinge in den Lehrwerkstätten, die heuer zur Prüfung antreten, ein Gutscheinheft für Top-Events in Wien.
Überbetriebliche Lehrausbildung
Die überbetriebliche Lehrausbildung garantiert jenen 3.000 Jugendlichen, die keinen regulären Lehrplatz in einem Betrieb finden, eine fundierte Ausbildung und damit einen guten Berufseinstieg. Sie ist der Eckpfeiler der Wiener Ausbildungsgarantie.
Durchgeführt wird sie im Auftrag des AMS mit finanzieller Beteiligung des waff. Für das zu Ende gehenden Ausbildungsjahr 2013/2014 sind insgesamt 54 Millionen Euro veranschlagt.
Die überbetriebliche Lehrausbildung wird in rund 30 verschiedenen Lehrberufen bei zehn verschiedenen Ausbildungseinrichtungen wie Jugend am Werk, bfi, Weidinger, wifi, Ibis acam, et cetera angeboten.
Jugendliche machen die praktische Ausbildung in Lehrwerkstätten oder bei Trägereinrichtungen in Kooperation mit Praxisbetrieben. Sie besuchen so wie jeder andere Lehrling auch die Berufsschule. Ziel ist es, dass jene Jugendlichen, die auf Anhieb keine reguläre Lehrstelle finden, jedenfalls in die Ausbildung einsteigen können, aber dann so rasch wie möglich in einen Betrieb wechseln.
Im Vorjahr wechselten zwischen 30 und 40 Prozent der Lehrlinge während der Ausbildung auf einen betrieblichen Ausbildungsplatz. Die Lehre kann aber auch zur Gänze in einer Lehrwerkstätte absolviert werden. Jeder beziehungsweise jede Zweite findet nach Lehrabschluss in einer überbetrieblichen Lehrwerkstätte auch im Anschluss einen Job.
369 Lehrlinge aus überbetrieblichen Lehrwerkstätten treten zur Prüfung an
369 Lehrlinge, die zur Abschlussprüfung antreten, kommen heuer aus überbetrieblichen Lehrwerkstätten, 114 von Jugend am Werk und 28 aus dem Lehrbetrieb Technologiezentrum im 21. Bezirk. Dort werden derzeit mehr als 300 Jugendliche in den Berufen Metalltechnik, Elektrotechnik, Bekleidungsgestaltung, Installations- und Gebäudetechnik, Tischlerin beziehungsweise Tischler sowie Personenkraftfahrzeugtechnik ausgebildet. Insgesamt bildet Jugend am Werk derzeit etwa 1.300 Jugendliche in mehr als 20 unterschiedlichen Lehrberufen aus.
Vizebürgermeisterin Brauner: „Jugendliche brauchen eine vernünftige und fundierte Ausbildung für eine existenzgesicherte Zukunft. Deswegen stehen wir zur Ausbildungsgarantie und bauen sie sukzessive aus, wie etwa mit dem speziellen Betreuungsprogramm zur Lehrabschlussprüfung. In der Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit werden wir keinen Millimeter nachlassen! Allerdings sind hier auch die Betriebe gefordert, die Lehrausbildung wieder verstärkt als Chance und nicht als Belastung zu sehen.“
Weiterführende Informationen
- Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds (waff)
- Lehrlinge bei der Stadt Wien
- "Von der Schule in den Beruf - den Übergang schaffen"- Interview mit Monika Mrugowska