Polizistin täuschte alle. Sex mit Tier-Aktivisten.
Sie nannte sich „Danielle Durand“ und war eine Wölfin im Schafspelz: Wie jetzt aufflog, hat sich eine blonde Polizistin 16 Monate lang beim Verein gegen Tierfabriken (VGT) eingeschlichen, um verdeckt gegen die Gruppe um Chef DDr. Martin Balluch zu ermitteln.
Lover undercover
Der Diensteifer der 32-jährigen Beamtin ging bis zum Körpereinsatz als „lover undercover“. Denn mit dem VGT-Aktivisten Felix Hnat stieg sie sogar ins Bett. Seit April sitzen Balluch und Hnat mit 11 weiteren VGT-Tierfreunden jetzt in einem Monsterprozess auf der Anklagebank. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen die „Bildung einer kriminellen Vereinigung“ vor. Die Beweislast ist dünn. Aber die Urteile werden erst im Frühling 2011 erwartet. Und bis dahin ist die Existenz aller Beschuldigten allein schon durch die Verfahrenskosten ruiniert.
Feuereifer
„Die Geschichte ist unglaublich“, schüttelt VGT-Chef Balluch traurig den Kopf: „Als wir Danielle durch einen Vermerk im Gerichtsakt zufällig auf die Schliche kamen, waren wir weniger empört als erschüttert. Denn sie war mit Feuereifer dabei und wirkte, als läge ihr unsere Sache am Herzen.“ Die Notiz verriet, dass eine eingeschleuste Polizistin am VGT-Infostand beim Donauinselfest 2007 Fruchtsaftflaschen eingepackt hat, um DNA der Aktivisten zu sichern.
Starkes Stück
Mittlerweile hat Balluch selbst einen Akt über die falsche Freundin angelegt. Und der zeigt ein starkes Stück verbotener Polizeiarbeit (nur Drogenfahnder dürfen zu Straftaten provozieren):
Drei Wochen vor Gründung der Polizei-Soko gegen die Tierschützer zeigte „Danielle Durand“ im April 2007 Interesse am Verein. Im Sommer darauf wurde sie Mitglied. Dann war sie laut Balluch nicht mehr zu halten: „16 Monate lang war sie bei Demos, jeder Jagdsabotage und Tiertransport-Blockade dabei. Intern riet sie uns zu Konspiration, also Computerverschlüsselungen, die uns jetzt angelastet werden. Den Frauen im Team spielte sie Sympathie vor, unserem Kollegen Felix Hnat sogar Gefühle.“
Abschied
Als der nach Hausdurchsuchungen im Jahr 2008 in U-Haft genommen wurde, demonstrierte die Geliebte vorm Gefängnis „gegen Polizeiwillkür“. Kurz danach verabschiedete sich Danielle, angeblich nach Frankreich. Balluch: „Von dort hat sie uns noch Mails geschrieben. Heute wissen wir: Die kamen alle aus Wien.“
Balluch: „Spionin als Zeugin laden“
ÖSTERREICH: Ihre vermeintliche Mitstreiterin war zweifellos eine verdeckte Ermittlerin?
Martin Balluch: Ja. Das geht aus einem Aktenvermerk hervor. Und auch der Soko-Chef hat vor Gericht den Einsatz einer verdeckten Ermittlerin bestätigt, ihre Spionage aber heruntergespielt.
ÖSTERREICH: Inwiefern?
Balluch: Er sagte, sie sei nur kurz im Einsatz gewesen, aber wegen Erfolglosigkeit rasch wieder abgezogen worden. In Wahrheit war diese „Danielle Durand“ 16 Monate bei uns – und bei jeder VGT-Aktivität dabei. Deshalb wollen wir sie jetzt im Zeugenstand wiedersehen.
ÖSTERREICH: Was erwarten Sie sich davon?
Balluch: Diese Frau hat gesehen, dass wir keine Mafia sind. Was sie aussagt, kann uns nur helfen.