Nachdem sich sowohl die Kindesmutter von Luca als auch die ehemalige Sozialarbeiterin der Jugendwohlfahrt Schwaz für "nicht schuldig" bekannt hatten, wurde erstere im Laufe mehrerer Zeugenaussagen am Montagnachmittag belastet.
Der Jugendwohlfahrt spiele die Kindesmutter von Luca eine "heile Welt" vor, habe sie einer ehemaligen Freundin gegenüber gesagt, der Kindesvater bestätigte dieses "Vorspielen". Zudem habe die Angeklagte hinsichtlich diverser Verletzungen und blauen Flecken bei Luca unterschiedliche Angaben gemacht, waren sich zwei frühere Freundinnen der 24-jährigen Tirolerin einig.
Aussagen
Über das blaue Gesäß und die Flecken am Arm habe sie
immer andere Erklärungen abgegeben. Vor allem seit sie die Beziehung zu dem
im vergangenen September bereits - nicht rechtskräftig - verurteilten
Ex-Lebensgefährten eingegangen war, seien häufiger Flecken aufgetreten, der
Kontakt zu der Frau sei weniger geworden. "Sie war ihm hörig. Er drohte ihr,
Schluss zu machen, würde sie mit den Kindern nicht nach Niederösterreich
kommen", meinte eine Zeugin. Gegenüber einer anderen ehemaligen Freundin
habe sie einmal angedeutet, dass der Verdacht der Misshandlung gegen ihren
Lebensgefährten gehe, das aber "Blödsinn sei und er es nicht sein könne".
Lügen
Hämatome habe der Kindesvater, Bernhard Haaser, bei
Luca keine bemerkt. Es sei eher ein Ausschlag gewesen, führte er unter
Tränen an. Das Verhältnis zur 24-Jährigen sei aber "nicht schlecht" gewesen.
Als eine "gute Mutter-Kind-Beziehung" mit einem "adäquaten Verhalten
gegenüber den Kindern" bezeichnete eine Mitarbeiterin der Jugendwohlfahrt
Schwaz das Benehmen der angeklagten Kindesmutter. Die Frau sei
"erziehungsfähig" erschienen. Trotzdem sei es "sicherlich möglich", dass ihr
beispielsweise ein gutes Verhältnis zu den Kindern vonseiten einer Mutter
schon einmal vorgelogen worden sei.
Grob behandelt
"Kinder haben manchmal Verletzungen, die für
Erwachsene nicht erklärbar sind, weil sie auch nicht dabei sind", versuchte
die Fachbereichsleiterin der Jugendwohlfahrt Schwaz und damit frühere
Vorgesetzte der Angeklagten die Schwierigkeit ihrer Tätigkeit zu erklären.
Das Kind (Luca, Anm.) sei "grob behandelt worden", mehr habe man damals
nicht gewusst.
Nichts "Auffälliges"
Er habe die
Frustrationstoleranz und das Aggressionspotenzial des ehemaligen
Lebensgefährten der Angeklagten bei seinem Hausbesuch in Schwechat
überprüft, sagte ein Mitarbeiter der BH Wien-Umgebung aus. Dabei habe er
"nichts Auffälliges" bemerkt, auch die Antworten seien "unauffällig"
gewesen. Er habe ihn trotz provokativen Fragen "total ruhig" erlebt.
30 Zeugen
Für Montagnachmittag war die Einvernahme von insgesamt
sieben Zeugen geplant, darunter der Vater von Luca, drei Mitarbeiter der
Jugendwohlfahrt Schwaz und Wien-Umgebung, einem Arzt der Klinik Innsbruck
sowie zwei frühere Freundinnen der Kindesmutter. Die Liste der Zeugen zählte
insgesamt rund 30 Personen.
Für den dritten Verhandlungstag war zudem die Einvernahme des bereits - nicht rechtskräftig - verurteilten ehemaligen Lebensgefährtin der Hauptangeklagten vorgesehen. Aufgrund des erwarteten Andrangs war das Verfahren in den größten Saal, den Schwurgerichtssaal, verlegt worden. Die Plätze waren für den ersten Verhandlungstag zur Gänze gefüllt. Weitere Termine waren jeweils für Montag, 11. sowie 18. Mai, von 9.00 bis 18.00 Uhr vorgesehen.
Lebensgefährte nicht rechtskräftig verurteilt
Bereits
im vergangenen September war der damals 24-jährige ehemalige Lebensgefährte
der Kindesmutter zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe und Einweisung in
eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher - nicht rechtskräftig -
verurteilt worden. Nach zweitägigem Prozess hatten die Geschworenen am
Landesgericht Korneuburg den Mann einstimmig des schweren sexuellen
Missbrauchs von Unmündigen mit Todesfolge für schuldig befunden. Der
Niederösterreicher legte Nichtigkeit und Berufung ein.