"Schwer enttäuscht"
Lucas Vater will Kirche klagen
15.12.2007
Erneut ist die Urnenbeisetzung des kleinen Luca geplatzt - nun will der leibliche Vater die Kirche klagen. "Ich bin schwer enttäuscht", sagte Haaser.
Wut und Enttäuschung herrschen bei Bernhard Haaser, dem leiblichen Vater des kleinen Luca, der Anfang November nach Misshandlungen in einem Wiener Spital seinen Verletzungen erlag. Am Freitag standen er beziehungsweise seine Angehörigen bereits zum dritten Mal am Friedhof der Tiroler Heimatgemeinde des Buben, um sich zu verabschieden - umsonst. Bisher gab es keine Beisetzung der Urne. "Der Bub ist gestorben wie ein Hund und jetzt wird er eingegraben wie eine Katz", sagte Haaser.
"Schwer enttäuscht"
"Ich bin schwer enttäuscht von der Kirche", meinte er. Der Gemeindepfarrer stelle sich hinter Lucas Mutter und informiere sie sogar, wenn er und seine Angehörigen am Friedhof sind. Offenbar sei er bei der Beisetzung der Urne nicht erwünscht. Er wolle die Kirche nach Abschluss des Prozesses "wegen seelischer Grausamkeit" verklagen. Den ganzen Tag würden Leute zum leeren Urnengrab gehen, um sich zu verabschieden. Am 22. Dezember werde es deshalb in Steinberg am Rofan eine von ihm organisierte Messe für Luca geben. "Das sind alle willkommen, die den Buben gern gemocht haben", sagte Haaser.
Rund um die geplante Beisetzung der Urne am Friedhof im Tiroler Bezirk Schwaz entstand in den vergangenen Tagen Verwirrung. Immer wieder standen der Vater und seine Angehörigen vergeblich am Gemeindefriedhof um Abschied zu nehmen. Pater Bernhard, der Gemeindepfarrer, sagte, er wisse nicht, wann die Urnenbestattung stattfinden wird. Die Mutter sei auch über den Tod hinaus zuständig für Luca und sie treffe auch die Entscheidung, ob der leibliche Vater an der Beerdigung teilnehmen dürfe oder nicht. "So ist die Rechtslage, aber das heißt nicht, dass das auch meine Meinung ist", sagte Pater Bernhard. Das rein menschliche sei eine zweite Sache.
Tod an Folgen eines Gehirnödems
Luca war am 3. November im Wiener SMZ-Ost Spital den Folgen eines Gehirnödems erlegen. Eine Obduktion ergab Fremdverschulden. Als Hauptverdächtiger gilt ein 23-Jähriger aus dem Bezirk Wien-Umgebung. Er ist der Freund der aus dem Tiroler Bezirk Schwaz stammenden 22 Jahre alten Kindesmutter, gegen die auch ermittelt wird. Der leibliche Vater hatte nach dem Tod Kritik an den Behörden geübt und ihnen Untätigkeit vorgeworfen. Die Jugendwohlfahrten in Tirol und Niederösterreich wiesen die Anschuldigungen zurück. Die Staatsanwaltschaft Korneuburg will Anfang nächsten Jahres über ein Anklageerhebung entscheiden.