Nach Aschewolke

Luftraum Europas soll "grenzenlos" werden

23.04.2010

Mit 1. Jänner 2012 gelten statt bisher 35 Überwachungsräumen nur mehr neun.

Zur Vollversion des Artikels
© dpa
Zur Vollversion des Artikels

Im europäischen Luftraum gelten - anders als am Boden - immer noch nationale Grenzen. Durch die Vorkommnisse in der vergangenen Woche sind "in der europäischen Koordinierung Schwachstellen deutlich geworden", sagte Verkehrsministerin Doris Bures (S) im Rahmen einer Pressekonferenz am Freitag. Auf europäischer Ebene solle nun möglichst rasch das Projekt eines einheitlichen europäischen Luftraumes (Single European Sky) realisiert werden.

Fleckerlteppich in der Luft
Die Flugsicherung in Europa ist ein Fleckerlteppich. Derzeit gibt es 35 europäische Lufträume. "Das europäische Air Traffic Management wird in den nächsten Jahren an seine Grenzen gelangen", sagte Austro Control-Vorstandsdirektor Heinz Sommerbauer. "Wir stehen vor einem Paradigmenwechsel beginnend mit 2012." Ab dann sollen die derzeit 35 Systeme auf neun funktionale Luftraumblöcke reduziert und ein einheitliches Flugverkehrsmanagement umgesetzt werden.

In dem neuen System werden nationale Aufsichtsbehörden enger zusammenarbeiten müssen und "es geht um die Vereinheitlichung der technischen Systeme in den Ländern Europas", sagte Sommerbauer. Allerdings soll es entgegen früheren Plänen nicht eine Kontrollzentrale in der EU, sondern ein vernetztes System geben.

Flugstrecken reduzieren
Die Diskussion über die Schaffung eines europäischen Managements ist alt. "Wir wollen das nun so rasch wie möglich umsetzen", betonte Bures. Damit könnte man eine schnellere und koordinierte Abstimmung sicherstellen. Neun Lufträume würden mehr Effizienz im europäischen Flugraum bedeuten, weil Flugwege dadurch pro Strecke um 50 Kilometer reduziert werden könnten. Die Flugzeit würde dadurch zwischen acht und 15 Minuten verkürzt, in weiterer Folge reduziere sich der Treibstoffverbrauch und der CO2-Ausstoß.

Österreich würde mit den Ländern Tschechien, Slowakei, Ungarn, Slowenien, Kroatien und Bosnien-Herzegowina in die Zone "FAB CE" zusammengefasst. Den Vorsitz führe derzeit Slowenien, das mit 1. Jänner 2011 von Österreich an der Spitze abgelöst wird. "Wir wollen in den nächsten Tagen ein Treffen organisieren und den Druck erhöhen, um die Umsetzung zu beschleunigen", sagte die Ressortchefin.

Vereinheitlichung der IT-Netze
Für Sommerbauer sei eine rasche Realisierung des Vorhabens auch eine Sicherheitsfrage. Es brauche ein einheitliches Data-Link-System. Momentan baue jede Flugsicherung sein eigenes System. Die Vereinheitlichung der IT-Netze sei ein ganz wesentlicher Punkt.

Die Koordination zwischen Zivil und Militär solle ebenfalls verbessert werden. Derzeit müssen Flugzeuge oft Umwege fliegen, vor allem weil sie Militärzonen in Deutschland oder Frankreich ausweichen müssen. Würden diese Umwege wegfallen, könnten sich die Airlines in Europa durch die kürzen Strecken jährlich eine Milliarde Euro sparen, meinte Sommerbauer.

Was derzeit noch fehlt - die EU-Richtline wurde im vergangenen Jahr beschlossen - sind die Verhandlungen über die Rolle der Länder innerhalb der Blöcke und darüber, wer schwerpunktmäßig welchen Bereich der Flugsicherung übernimmt, sagte Bures. Welche Kompetenzen Österreich für sich beanspruchen will, sei noch Gegenstand der Verhandlungen "es wäre nicht sehr diplomatisch das über diesen Weg auszurichten", meinte die Verkehrsministerin.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel