Hinrichtung oder Unfall?

Handgranaten-Opfer ist SPÖ-Gemeinderat

12.01.2014

Die Identitäten der Toten sind geklärt – die Hintergrunde noch nicht.

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Das ganze Land ist noch immer geschockt vom spektakulären Tod zweier Männer, die in der Nacht auf Samstag in der Odoakergasse in Ottakring nach einem lauten Knall gefunden wurden. In einem geparkten schwarzen Luxus-BMW X5 mit bulgarischem Kennzeichen lag hinter dem Lenkrad die Leiche des Chauffeurs; sein Beifahrer, dem eine Hand abgerissen worden war, verstarb auf dem Weg ins Krankenhaus.

Über den Fahrzeughalter, den Salzburger Georgi S., der den SUV in Bulgarien geleast und seinem Boss kurzfristig überlassen hatte, konnten die Mordermittler samt beigezogenem Verfassungsschutz rasch die beiden Opfer identifizieren.

Granate detonierte auf der Seite des Beifahrers
Nach ÖSTERREICH-Informationen handelt es sich bei dem Fahrer um den 45-jährigen Zlatko N. aus Mondsee. Der Familienvater und Spediteur ist dort nicht nur bestens integriert, sondern sogar SPÖ-Gemeinderat.

Bei dem zweiten Toten soll es sich um einen Bekannten des gebürtigen Bosniers handeln, den deutschen Waldemar W. Er war der 57-jährige Beifahrer, und auf seiner Seite explodierte die Granate. Der herausgezogene Splint wurde später im Auto gefunden. Offen ist nach wie vor, wer tatsächlich den Sprengkörper zündete und warum.

Mehrere Theorien über das Motiv für Sprengung
Noch mehr Kopfzerbrechen bereitet den Ermittlern ein anderer Inhalt des Fahrzeuges: ein Dutzend Zehn-Liter-Plastikkanister, wie sie für Reservesprit, aber auch zum Transport von flüssigen Drogenbestandteilen – etwa für Crystal Meth – Verwendung finden. Eine chemische Analyse soll Klarheit bringen.

Damit dürften auch die Hintergründe des schockierenden Vorfalls zusammenhängen. Es ist kaum zu glauben, dass hier nur ein dummer Unfall beim Hantieren mit Kriegsmitteln passierte – um drei Uhr früh auf einem Parkplatz im dicht verbauten Gebiet.
Möglich ist, dass der Beifahrer ein Täter war, der nicht mehr rechtzeitig aus dem Auto flüchten konnte. Oder: Eine mafiöse Organisation, der Zlatko N. in die Quere kam, ließ den Unternehmer und seinen Mitfahrer liquidieren. Oder waren die beiden verstorbenen Insassen selbst in dubiose Geschäfte verstrickt gewesen?

(kor, wef)

"Jeder in Mondsee kannte Zlatko"

Parteikollege und der Vizebürgermeister von Mondsee, Franz Vockner, über das Opfer.                                                             
„Ich habe den Zlatko zum letzten Mal bei einer Sitzung kurz vor Weihnachten gesehen. Jeder hat ihn hier gekannt, und jeder hat gerne mit ihm geredet“, so der Mondseer Vizebürgermeister Franz Vockner (SPÖ) zu ÖSTERREICH. Sein Parteifreund Zlatko N. hatte zwei eigene Lkws – bei Bedarf leaste er Fahrzeuge von größeren Firmen in Salzburg. „Vor Weihnachten hat er geklagt, dass ihm eine Zugmaschine gestohlen wurde, die dann auf dem Balkan auftauchte. Und er hat erzählt, dass er Probleme mit dem Personal hat.“

Mit seinen Lkws lieferte Zlatko N. etwa Gemüse von Spanien nach Österreich und Deutschland. „Er hatte aber auch einen Schwerpunkt in Bulgarien. Mit welchen Kreisen er Geschäfte machte, davon wissen wir nichts.“

(fuw)

 

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