Der Mann hatte ein Alibi und kam frei. Jetzt steht er wieder unter Mordverdacht.
Knalleffekt im Fall der 38-jährigen Bettina G., die am 7. April in ihrer Wohnung am Julius-Tandler-Platz in Wien-Alsergrund erschlagen worden ist. Ihr unmittelbar nach Auffinden der Leiche in Tatverdacht geratener Ex-Freund, der kurz nach seiner Festnahme auf freien Fuß gesetzt wurde, weil er ein scheinbar sicheres Albi präsentieren konnte, ist am vergangenen Freitag unter Mordverdacht in U-Haft genommen worden. Thomas Vecsey, der Sprecher der Staatsanwaltschaft Wien, bestätigte am Montag entsprechende Informationen.
"Es gibt neue Beweismittel, die darauf hindeuten, dass er doch der Täter gewesen sein könnte", stellte Vecsey auf Anfrage fest. Der Mann war am 9. April auf Basis einer Rufdatenerfassung enthaftet worden: Die Einloggdaten und Telefonate, die er mit seinem Mobiltelefon führte, schienen zu belegen, dass er sich zum Tatzeitpunkt nicht in der Wohnung der 38-Jährigen aufgehalten hatte.
Gummihandschuh belastet
Der Ex-Freund der mit über einem Dutzend
wuchtiger Schläge ums Leben gebrachten Bettina G. wird von einem
DNA-Gutachten belastet. Ein am Tatort sichergestellter Gummihandschuh deutet
darauf hin, dass sich der 42-Jährige entgegen seiner Darstellung in der
Wohnung befunden haben dürfte.
Im Zuge der Tatortarbeit war den Ermittlern in der Wohnung am Julius-Tandler-Platz ein einzelner Gummihandschuh aufgefallen, der weder den - ebenfalls mit Handschuhen arbeitenden - Sanitätern noch den zur Bluttat gerufenen Einsatzkräften der Polizei zugeordnet werden konnte, zumal eine neue Richtlinie den Behörden explizit vorschreibt, dass sie nach Erledigung ihrer Arbeit sämtliche Utensilien wieder einstecken müssen und nichts liegen lassen dürfen. Außerdem handelte es sich bei dem Handschuh um ein Exemplar, wie es üblicherweise an Tankstellen, aber nicht von den Sicherheitskräften verwendet wird.
Der Gummihandschuh wurde einer DNA-Analyse unterzogen. Darin fanden sich DNA-Spuren, die zum genetischen Fingerabdruck des 42-Jährigen passen.
Wegen Unterhalt unter Druck
Der Mann war nach Auffinden der
Leiche der 38-Jährigen von mehreren Seiten als möglicher Täter genannt
worden. Es soll regelmäßig Streit mit seiner Ex-Freundin gegeben haben, mit
der der Niederösterreicher eine Zeitlang eine Liebesbeziehung führte, aus
der ein mittlerweile sechs Monate alter Sohn hervorging. Der mit einer
Polizistin verheiratete Mann entschied sich dann jedoch für seine Familie.
Die Unterhaltszahlungen für die Folgen seiner außerehelichen Affäre blieb er
schuldig, worauf ihn Bettina G. unter Druck gesetzt haben dürfte.
Auf die erschlagene 38-Jährige stieß die Polizei, nachdem deren Mutter Alarm geschlagen hatte, weil sie sie nicht mehr erreichen konnte. Neben der Toten saß das Baby, das eine Schnittverletzung am Hals aufwies. Der kleine Bub befindet sich inzwischen in der Obhut seiner Großmutter.
Die Kriminalisten überprüfen nun, ob der 42-Jährige seine Rufdaten manipuliert oder sein Mobiltelefon vorübergehend einem Bekannten überlassen hat, um sich damit ein Alibi zu verschaffen. Der Mann soll dem Vernehmen noch kein Geständnis abgelegt haben und ungeachtet der neuen Beweislage weiter auf seiner Schuldlosigkeit beharren.