Verdacht erhärtet

Mama-Mord: U-Haft für Kindstante

18.09.2010


Für Wiener Landesgericht ist Beitrag zu Mord wahrscheinlich.

Zur Vollversion des Artikels
© ATV
Zur Vollversion des Artikels

Im Fall der am 7. April in ihrer Wohnung am Julius-Tandler-Platz in Wien-Alsergrund erschlagenen Bettina G. hat am Samstag das Wiener Straflandesgericht über die Schwester des Tatverdächtigen Gerhard P. die U-Haft verhängt. Das Gericht hielt die Beweislage für ausreichend, um bei der 33-jährigen Gabriele P., Immobilienmaklerin aus Krems, von einer wahrscheinlichen Beitragstäterschaft zum Mord auszugehen. In diesem Fall ist die U-Haft obligatorisch. Nächster Haftprüfungstermin ist der 2. Oktober.

Der verheiratete Gerhard P. hatte mit Bettina G. einige Zeit eine außereheliche Beziehung unterhalten, aus der ein Sohn hervorging. Weil er dafür keine Unterhaltszahlungen leistete, soll es immer wieder zu Konflikten mit der Mutter des Buben gekommen sein. Schließlich setzte die 38-Jährige den um vier Jahre älteren Mann derart unter Druck, dass er - so zumindest die Verdachtslage - sie in ihrer Wohnung aufgesucht und getötet haben soll.

Falsches Alibi
Obwohl der Verdacht rasch auf ihn fiel, wurde der Mann zunächst wieder enthaftet: Er konnte nachweisen, dass im Tatzeitraum sein Firmenfahrzeug im Wiener Umland unterwegs war. Wie sich im Zuge der weiteren Ermittlungen herausstellte, war es entgegen seiner Darstellung aber nicht er, der das Auto lenkte, sondern seine Schwester, die ihm damit ein falsches Alibi verschafft hatte. Gerhard P., der längst wieder "sitzt", wird wohl schon in wenigen Wochen eine Mordanklage erhalten.

Ob seine Schwester, die Tante des Babys der Ermordeten, als mögliche Beitragstäterin neben ihm auf der Anklagebank sitzen wird, ist noch nicht absehbar. Die 33-Jährige gibt zu, mit dem Pkw ihres älteren Bruders mehrere Adressen angesteuert zu haben, leugnet aber, in einen verbrecherischen Coup verwickelt gewesen zu sein. Sie habe lediglich einer Bitte des Bruders entsprochen, die Hintergründe nicht hinterfragt und auch nichts von dessen - angeblich mörderischen - Plänen gewusst.

Entlarvendes Handy
Die Polizei konnte anhand einer Rufdatenauswertung allerdings feststellen, dass die Aussage der Frau, sie habe kaum Kontakt zu Gerhard P. gehabt und mit diesem praktisch nie telefoniert, nicht den Tatsachen entspricht. Vielmehr kommunizierte sie - auch am 7. April - mehrfach mit einem Wertkartenhandy, das an jener Sendestation eingeloggt war, die den Tatort am Julius-Tandler-Platz abdeckt. Dieses Handy schreiben die Ermittler eindeutig Gerhard P. zu. Womöglich sprachen die Geschwister also kurz vor bzw. nach der Bluttat miteinander.

Die Schwester könnte dem 42-Jährigen auch nach dem Verbrechen behilflich gewesen sein, hieß es am Samstag aus Ermittlerkreisen. Dabei soll es um die "Entsorgung" von Beweismaterial gegangen sein.

Mit den jüngsten Entwicklungen dürfte endgültig der Verdacht gegen einen türkischen Bekannten des Mordverdächtigen vom Tisch sein, der Anfang Juli als möglicher Komplize in U-Haft genommen worden war. Dem Türken war unterstellt worden, der Lenker des Pkw von Gerhard P. und damit der "Beschaffer" des falschen Alibis gewesen zu sein. Er hatte das entschieden bestritten und lediglich zugegeben, für den 42-Jährigen die Lebensgewohnheiten von Bettina G. ausgekundschaftet zu haben, ohne zu wissen, welchem Zweck das dienen sollte. Selbst die Staatsanwaltschaft geht inzwischen nicht mehr davon aus, dass der Mann in das Mordkomplott verstrickt war. Er wurde daher auf freien Fuß gesetzt und muss allenfalls mit einem Verfahren wegen Begünstigung rechnen.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel