Opfer waren Behinderte

Massengrab mit Nazi-Opfern entdeckt

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In Hall wurde bei Bauarbeiten ein Massengrab mit 220 Toten entdeckt.

Großer Schock in Hall in Tirol: Bei Bauarbeiten des Krankenhauses Hall wurde ein Gräberfeld mit 220 sterblichen Überresten gefunden.

Tote waren geistig oder körperlich behindert
Und laut des Tiroler Landeskrankenhauses (Tilak) und Historikern besteht der Verdacht, dass es sich bei einem Teil der Toten um Opfer des Nazi-Euthanasie-Programms handeln könnte. Also um systematisch ermordete Menschen, die entweder geistig oder körperlich behindert waren und in der Nazi-Zeit als wertloses Leben galten.

Bestätigt sich dieser Verdacht, dann käme dies einem historischen Paukenschlag gleich. Denn bislang waren sich Tiroler Historiker einig: In Tirol hat es keine gezielten Hinrichtungen, sprich Euthanasie, während der Nazi-Zeit gegeben. Demgemäß gibt es bislang auch kein Grab mit Euthanasie-Opfern, wie der Tiroler Historiker Horst Schreiber weiß.

Historiker: "Man hat sie einfach verhungern lassen"
Laut Schreiber habe es schon lange die Vermutung gegeben, dass es in Hall zu gezielten Tötungen der psychisch kranken Patienten kam: "Man hat diese Menschen einfach verhungern lassen".

Die Tilak stoppte nach dem Fund sofort die Bauarbeiten: Jetzt arbeitet eine Expertenkommission auf Hochdruck an der Aufarbeitung des grausigen Fundes. Dazu gehören die Identifizierung der Toten und die geschichtliche Aufarbeitung sowie die Klärung rechtlicher Fragen.

Dass es bisher fast keine Informationen über mögliche Euthanasie-Opfer in Hall gab, könnte laut Experten an einem "Vertuschungs-Skandal" in den 1960er-Jahren liegen. Historiker Schreiber: "Die Landesregierung hat 1963 gezielt einen Akt aus dem Landesarchiv ausgehoben und vernichtet. In dem Dokument ging es um die Verlegung von Patienten in andere Anstalten." Vor allem nach Schloss Hartheim bei Linz (OÖ) brachten die Nazis Tausende Menschen mit Behinderungen. Dort wurden zwischen 1940 und 1944 im Rahmen der NS-Euthanasiepolitik rund 30.000 Menschen ermordet.

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